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Künstler Ai Weiwei sieht erstmals Bürgerrechtsbewegung in China

Archivmeldung vom 01.10.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der berühmte chinesische Künstler Ai Weiwei sieht in seinem Heimatland eine Bürgerrechtsbewegung wachsen. Der ZEIT sagte er: "Wir haben jetzt in China so etwas wie die erste Bürgerrechtsbewegung." Als Beispiel nannte er die Aufklärung nach dem schweren Erdbeben in der Provinz Sichuan.

Mit freiwilligen Helfern habe er eine Untersuchung begonnen, um die Namen jener fast 6000 Kinder zu recherchieren, die bei dem Erdbeben im vorigen Jahr ums Leben kamen. Die Kinder seien umgekommen, "weil die Schulen so schlecht gebaut waren, weil es Korruption gibt und man an den Konstruktionen spart. Die Regierung hätte das prüfen müssen, sie muss die Hintermänner bestrafen. Doch was tut sie? Sie tut nichts", sagte er. Die Eltern seien vom Staat gezwungen worden, nichts über den Tod ihrer Kinder preiszugeben, dennoch könne er nun erstmals eine Liste vorlegen mit insgesamt 5826 Namen. "Die Schwachen, die Zerbrochenen zählen nicht in unserer Gesellschaft", sagte Ai Weiwei. "Nur die Erfolgreichen zählen. Soll das so bleiben?" Im Münchener Haus der Kunst öffnet am 12. Oktober die bislang größte Ai-Weiwei-Ausstellung. Bei der Schau werde es auch um aktuelle Konflikte gehen, er wolle dort unter anderem an das Schicksal dieser Kinder erinnern. "Das Haus der Kunst soll ein Schlachtfeld sein", sagte Ai Weiwei.

Ai Weiwei verbittet sich die Ansicht, die Chinesen seien noch nicht reif für die Demokratie. "Wir haben nur ein Leben. Warum sollen wir uns gedulden? Was ist so schlimm an der Wahrheit? Was spricht gegen Demokratie?" Der Künstler zeigte sich optimistisch: "Eine Blume blüht nicht, weil wir es wünschen, sondern weil der Frühling kommt. Eines aber kann ich versprechen, ich werde nicht sterben, bevor sich die Demokratie blicken lässt."

Quelle: DIE ZEIT

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