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Ein Spaßvogel hat’s auch nicht leicht

Archivmeldung vom 18.10.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.10.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Michael Dahlke

Spaß muss sein, lautet ein altes Sprichwort. Die Geschichte von Fossy und seinem Funverteiler.

Es ist hinlängig bekannt, daß man in Deutschland nicht mehr viel zu lachen hat. Aber nicht immer muss das auch mit politischen oder wirtschaftlichen Hintergründen zusammenhängen. Oftmals, wie auch im folgenden Fall, sind es die Menschen selbst, die sich täglich ein Bein stellen und sich in sinnlosen Kleinkriegen das Leben schwerer machen als notwendig. Gut das es da noch freundliche Zeitgenossen gibt, die mit ein wenig Frohsinn und guter Laune andere Menschen erfreuen. Und das (was ja heute nicht üblich ist) auch noch kostenlos.

Doch leider ist nicht jeder Witzbold auch ein Spaßvogel und wenn es um das Geschäft geht, versteht man auch in dieser Branche keinen Spaß.

So geschehen vor einiger Zeit bei FUNMAIL, einem kostenlosen Funverteiler der täglich eine Mail mit witzigen PowerPoints und kleinen Filmchen zustellt.

Hier lesen Sie die Geschichte von Fossy, dem Betreiber von Funmail.

 

funmail2u und das Jugendschutzgesetz oder Warum habe ich ein halbes Jahr ausgesetzt?

Am 18. Mai 2005 stand die Polizei bei mir im Haus und hatte einen Durchsuchungsbefehl. Jemand hatte mich im Dezember 2004 wegen Verbreitung pornografischer Schriften angezeigt. Man ermittelte also fünf Monate gegen mich um dann eine Hausdurchsuchung zu machen. Man hätte sich ja auch einfach meine Seiten durchlesen und anmelden können, dann hätte man gewusst was ich so treibe.

Aber egal, wir hatten also sieben Beamte im Haus die alles durchsucht haben: Von der Küche über die Unterhosenschublade bis zum Karton mit den Weihnachtsartikeln im Keller! Wie gut, dass ich keinen ausgeprägten Fetisch habe und bei mir außer auf PCs keine Erotik rumschwirrt :-)

Beschlagnahmt wurde alles was nach PC auch nur annähernd ausschaut. Leider bin ich ein PC-Freak und es standen alleine vier ausgeschlachtete PCs rum. Alles mit. Meinen Hauptrechner sowieso. Den PC, den ich für einen Freund reparieren sollte, auch. Ja und mein Laptop, der Eigentum meines Arbeitsgebers ist und den ich für Kundentermine brauche, konnte sich auch nicht wehren. Die Uraltsachen wie ZIP-Drives, Bänder, Disketten, SCSI-Platten, etc konnten ruhig mit. Die Staubschicht hatte jedem gesagt, dass die seit einer Ewigkeit nicht angefasst worden waren.

Alles in allem wurden 5 Seiten Übergabeprotokoll ausgefüllt und sechs Kisten rausgeschleppt. Wie blöd du da in der Nachbarschaft angesehen wirst, brauche ich ja hoffentlich nicht erwähnen. Ich bin mir immer noch sicher, dass mich der eine oder andere Nachbar immer noch als Kinderpornografiebesitzer ächtet :-(

Solche beschlagnahmten Teile können sehr lange bei der Polizei sein. Man machte uns keine Hoffnungen, dass wir die Sachen vor einem halben Jahr wieder sehen. Das galt für alles - auch für meinen Firmen-Laptop. Leute, die ersten Wochen war eine harte Zeit. Was einem da alles durch den Kopf geht. Man darf sich da mit gar niemand unterhalten, denn jeder malt sich da ein noch größeres Schreckensszenario aus!

Mein großer Vorteil war, dass ich schon seit Wochen an einem Altersverifikationssystem dran war. Mir wurde ja nur zur Last gelegt, dass ich den Jugendschutz verletzt habe und meine Bemühungen darum, die ich belegen hätte können, waren da sehr hilfreich. Du wirst gleich sehen, warum ich hätte schreibe.

Nach vier Wochen hatte ich dann die Gelegenheit zu einer Anhörung. Das ist dann das offizielle Protokoll, bei dem man zu den Vorwürfen befragt wird. Ich kann froh sein, dass der Polizist zu diesem Zeitpunkt in mir keinen Verbrecher mehr gesehen hat und seine Fragen, die dann zum Staatsanwalt geleitet wurden, so gestellt hat, dass es auch rüberkommt, dass ich tatsächlich keine Gewinnabsicht gehabt habe!

Dieses Protokoll hat den Staatsanwalt dazu veranlasst, dass er das Verfahren gegen mich niederlegt hat und ich somit schadlos aus der Sache herauskam und meine sechs Kisten wiederbekommen habe. Ich bin also weder vorbestraft noch kommt in dieser Sache noch was nach (und darüber bin ich auch sehr glücklich), aber die Welt ist trotzdem nicht mehr so wie sie einmal war. Ich war schwer angeschlagen und richtig fertig. Wer zeigt einen einfach so an und macht einem das Leben so schwer, ohne vorher einmal den Dialog zu suchen? Gerade mir, der einfach nur Fun in die Welt bringen will und dafür nie Kohle haben wollte!

Nun ich kann es mir denken, obwohl ich anonym angezeigt wurde. Es kann ja nur jemand sein, der in mir Konkurrenz sieht. Jemand, den mein Verteiler stört und der mit seinen Leistungen Geld verdienen will. Es gibt ja noch mehr Funverteiler als mich und einer hat sogar meinen Namen nur leicht modifiziert angenommen. Und alle wollen sie Geld verdienen. Mit schön viel Werbung in ihren Mails, damit es sich auch rentiert! Wegen mir sollen sie ruhig verdienen, wenn sie mich in Ruhe lassen. Aber ich werde mich nicht einfach so abservieren lassen! Wenn es tatsächlich ein Konkurrent war, dann wünsche ich mir, dass keiner mehr für Fun was zahlt und er sich jeden Tag über meine Mails ärgert - so ganz kostenlos...

Grüße Fossy

Und hier geht’s zu Funmail

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