Mehr als 46 Millionen Erwerbstätige im 3. Quartal 2023: Höchststand der Erwerbstätigenzahl trotz schwächerer Herbstbelebung als im Vorjahr
Archivmeldung vom 16.11.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithIm 3. Quartal 2023 waren 46,04 Millionen Personen in Deutschland erwerbstätig. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) stieg die Erwerbstätigenzahl im Vergleich zum Vorquartal saisonbereinigt leicht um 7 000 Personen (0,0 %). Im 1. und 2. Quartal war die Erwerbstätigkeit noch kräftig um 127 000 Personen (+0,3 %) bzw. 89 000 Personen (+0,2 %) gewachsen. Die Entwicklung der Erwerbstätigkeit war damit im 3. Quartal 2023 zwar weiterhin positiv, allerdings ließ die Wachstumsdynamik deutlich nach (siehe auch Pressemitteilung Nr. 424 zur Erwerbstätigkeit im September 2023 vom 2. November 2023).
Ohne Saisonbereinigung stieg die Zahl der Erwerbstätigen im 3. Quartal 2023 gegenüber dem 2. Quartal 2023 im Zuge der einsetzenden Herbstbelebung um 129 000 Personen oder 0,3 %. Dieser saisonal übliche Anstieg fiel im Jahr 2023 geringer aus als 2022 (+188 000 Personen; +0,4 %). Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte damit gleichwohl einen neuen historischen Höchststand: Der bisherige Höchstwert für Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland vom 4. Quartal 2022 mit 45,96 Millionen Erwerbstätigen wurde im 3. Quartal 2023 um 85 000 Personen oder 0,2 % übertroffen. Gleichzeitig wurde damit erstmals nach der deutschen Vereinigung die 46-Millionen-Schwelle für ein Quartalsergebnis überschritten.
Vorjahresvergleich: Aufwärtstrend verlangsamt
Verglichen mit dem 3. Quartal 2022 stieg die Zahl der Erwerbstätigen im 3. Quartal 2023 um 337 000 Personen (+0,7 %). Damit setzte sich der Beschäftigungsanstieg im Vorjahresvergleich erneut in abgeschwächter Form fort (1. Quartal 2023: +444 000 Personen; +1,0 % / 2. Quartal 2023: +396 000 Personen; +0,9 %).
Dienstleistungsbereiche mit stärkstem Beschäftigungszuwachs
Im 3. Quartal 2023 trugen erneut überwiegend die Dienstleistungsbereiche zum Anstieg der Erwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorjahresquartal bei (+299 000 Personen; +0,9 %). Den größten absoluten Beschäftigungsgewinn verzeichnete der Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit mit +124 000 Personen (+1,0 %). Die zweitgrößte absolute Zunahme im 3. Quartal 2023 verzeichnete der Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit +75 000 Personen (+0,7 %), gefolgt von den Unternehmensdienstleistern, zu denen auch die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften gehört, mit +51 000 Personen (+0,8 %). Im Bereich Information und Kommunikation war der Beschäftigungszuwachs mit +35 000 Personen und damit einem Zuwachs um 2,3 % noch dynamischer. Bei den Sonstigen Dienstleistungen (unter anderem Verbände und Interessenvertretungen) stieg die Zahl der Beschäftigten leicht um 9 000 Personen (+0,3 %). Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern gab es abermals einen Zuwachs (+4 000 Personen; +0,4 %), nachdem im 2. Quartal 2023 der seit Jahren bestehende Abwärtstrend in diesem Bereich zu Ende gegangen war.
Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) ist die Erwerbstätigenzahl im 3. Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahresquartal weiterhin leicht gestiegen (+17 000 Personen; +0,2 %). Im Baugewerbe konnten deutliche Beschäftigungsgewinne erzielt werden (+21 000 Personen; +0,8 %). In der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei blieb die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vorjahreszeitraum unverändert.
Selbstständige beenden langjährigen Abwärtstrend
Zum Anstieg der Erwerbstätigkeit gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,7 % trug im 3. Quartal 2023 maßgeblich die positive Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bei. Beschäftigungsgewinne gab es auch bei der Zahl der Beschäftigten mit ausschließlich marginalen Tätigkeiten (geringfügig entlohnte und kurzfristig Beschäftigte sowie Personen in Arbeitsgelegenheiten). Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im 3. Quartal 2023 im Vergleich zum 3. Quartal 2022 um 337 000 (+0,8 %) auf 42,1 Millionen Personen. Bei den Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger kam der seit dem 2. Quartal 2012 bestehende Abwärtstrend zum Stillstand: Ihre Zahl lag mit 3,9 Millionen Personen auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahresquartal.
Arbeitsvolumen gegenüber Vorjahr unverändert
Die durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je erwerbstätiger Person sanken nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit im 3. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,5 Stunden auf 342,3 Stunden (-0,7 %). Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen - also das Produkt aus der gestiegenen Erwerbstätigenzahl und den geleisteten Stunden je erwerbstätiger Person - blieb im Ergebnis im gleichen Zeitraum unverändert bei 15,8 Milliarden Stunden.
Erwerbstätigenzahlen in der EU
Nach Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat vom 14. November 2023 stieg die nach europäisch harmonisierten Methoden berechnete Erwerbstätigkeit im 3. Quartal 2023 in den 27 Staaten der Europäischen Union (EU) mit +1,3 % und im Euroraum mit +1,4 % gegenüber dem Vorjahresquartal durchschnittlich stärker als in Deutschland (+0,7 %).
Hinweis zu den bisher veröffentlichten Ergebnissen:
Neben der Erstberechnung der Erwerbstätigenzahlen und der geleisteten Arbeitsstunden für das 3. Quartal 2023 wurden auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse ab dem 1. Quartal 2023 im Rahmen der turnusmäßigen Überarbeitung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) überarbeitet. Die Vorjahresveränderungsraten der vierteljährlichen Erwerbstätigenzahlen weichen demnach gegenüber den früheren Angaben im 1. und 2. Quartal 2023 um 0,1 bzw. 0,2 Prozentpunkte nach oben von den bisher veröffentlichten Ergebnissen ab.
Methodische Hinweise:
In allen Meldungen zu Konjunkturindikatoren sind die unterschiedlichen Vergleichszeiträume zu beachten. Im Fokus der Konjunkturbeobachtung steht der saisonbereinigte Vergleich zum Vormonat/Vorquartal. Hieraus lässt sich der kurzfristige Trend der konjunkturellen Entwicklung ablesen. Der Vorjahresvergleich dient einem längerfristigen Niveauvergleich und ist von saisonalen Schwankungen weitgehend unabhängig. Wie schon in der Corona-Krise kann es im Zuge des Kriegs in der Ukraine aktuell zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen im Vormonats-/Vorquartalsvergleich und Vorjahresvergleich kommen.
Quelle: Statistisches Bundesamt (ots)