Offener Dissens zwischen Essener Bischof Overbeck und dem Präfekten der Glaubenskongregation über die Bedeutung des bischöflichen Lehramts
Archivmeldung vom 29.02.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der Debatte über die künftige Rolle des bischöflichen Lehramts in der katholischen Kirche ist es zu einer offenen Auseinandersetzung zwischen dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck und dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, gekommen. Im "Kölner Stadt-Anzeiger" trat Müller Overbecks Position entgegen, dass die Bischöfe "kein Rechtgläubigkeits-TÜV", sondern Dialogpartner auf der Suche nach der Wahrheit seien.
Müller hielt dagegen: "Oh, ich glaube, der TÜV ist für die Verkehrsteilnehmer sehr wichtig, damit Unfälle mit schwerwiegenden Folgen vermieden werden. Wenn es um das Heil des Menschen und die Gefahren für das ewige Leben geht, haben die Bischöfe eine noch viel größere Verantwortung. Und das Wort Gottes ist sehr wohl eindeutig." Es gebe zwar legitimerweise verschiedene theologische Schulen, aber nur den einen Glauben, fügte Müller hinzu. Overbeck hatte in einem Kommentar für die Zeitschrift "Herder Korrespondenz" geschrieben, die Zeit der Eindeutigkeit sei vorbei. Angesichts der Schwierigkeiten der Theologie, interdisziplinär einen wissenschaftlichen Diskurs auf Augenhöhe zu führen, müsse die Freiheit des Denkens gestärkt und nicht reglementiert werden. Es sei heute klar, dass Glaube und Glaubenskonsens in der Kirche nicht mit autoritativen Mitteln durchgesetzt werden könnten und dürften. Zuvor war es schon zwischen den Freiburger Theologen Magnus Striet und Eberhard Schockenhoff einerseits, den Bischöfen Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Stefan Oster (Passau) zu Auseinandersetzungen über die Rolle der Theologie gekommen.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)