Trauma-Experte: Vorratsdatenspeicherung zur Missbrauchs-Aufklärung
Archivmeldung vom 10.07.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Kinder- und Jugendpsychiater und Traumaforscher Jörg Fegert hat sich für die Einführung der Vorratsdatenspeicherung zur Aufklärung von Missbrauchsfällen ausgesprochen. "Ich glaube, wir müssen da im Sinne der Opfer einfach umdenken", sagte Fegert der "Südwest Presse".
Er sei immer gegen die Vorratsdatenspeicherung gewesen. "Mittlerweile muss ich sagen, das ist in Bezug auf diese Taten unverhältnismäßig." Ermittler könnten Hinweisen aus dem Ausland zu schweren Missbrauchstaten nicht nachgehen, wenn Verbindungsdaten zu IP-Adressen zu kurz gespeichert würden.
Aussagen bei der Polizei seien für betroffene Kinder eine große Belastung, oft könnten diese Aussagen vor Gericht auch nicht verwertet werden. "Deswegen sind diese Bildbeweise aus dem Netz so wichtig." Eine Strafverschärfung allein bringe zudem nichts, um Missbrauchstaten zu verhindern. "Die Täter lassen sich von härteren Strafen sowieso nicht wirklich abschrecken", sagte Fegert. Er forderte die Politik auf, bei Reformen den Schutz der Opfer stärker in den Blick zu nehmen. Es sei falsch, davon zu reden, die Opfer seien durch Missbrauch "psychisch tot". Das bringe ihn als Therapeut "in Wallung". Die Gesellschaft müsse Betroffenen ausreichende Hilfen anbieten, statt sie für tot und erledigt zu erklären.
Quelle: dts Nachrichtenagentur