Ruth Moschner über digitale Gewalt: Männer sexualisieren, Frauen hassen
Archivmeldung vom 10.02.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithRuth Moschner (46) bemerkt bei Nachstellungen im Internet einen Geschlechterunterschied: "Männer sexualisieren, Frauen hassen", sagte die Moderatorin der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Zumindest bei mir ist das so. Die Morddrohungen kriege ich eher von Frauen." Erstaunen über den weiblichen Anteil an der Hasskriminalität kommentierte Moschner lakonisch: "Willkommen in der Realität. Auch Frauen haben manchmal böse Gedanken."
Im Engagement gegen Hate Speech vermeldete die Moderatorin erste juristische Erfolge: "Bei einem Täter haben meine Anwältin und ich schon ein Urteil erreicht. Er musste eine Geldstrafe von 1200 Euro zahlen", sagte Moschner. "Ein zweites Verfahren, bei welchem ich jetzt von einem Anwalt von HateAid unterstützt werde, läuft noch; die Daten des Täters wurden von der Kanzlei bereits ermittelt. Anwaltsschreiben und einstweilige Verfügung sind raus."
Moschner formulierte konkrete Forderungen: "Wir sind mit dem Thema noch lange nicht durch und brauchen dringend eine neue Rechtsprechung, was digitale Strafverfolgung angeht. Unsere Gesetze sind nicht dafür gemacht, digitale Verbrechen aufzuklären und zu ahnden", sagte die 46-Jährige. "Jedes Küchengerät durchläuft mehr Kontrollen als Instagram und Facebook, die voller Gefahren stecken. Mobbing, Pädophilie: Das Internet ist ein Paradies für Verbrecher."
Bislang fällt Moschners Bilanz ihres Einsatzes gemischt aus: "Sich zu wehren ist möglich, aber natürlich kann ich mir nicht täglich all diese Hassnachrichten ansehen", sagte sie. "Ich habe es schon über viele Wege versucht: über die Polizei, direkt über die Staatsanwaltschaft, über einen Zivilrechtler, über eine Strafrechtlerin. Das eine kostet viel Geld, das andere viel Nerven - und alles viel Zeit."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)