Zollitsch: Missbrauchsskandal Tiefpunkt meiner Amtszeit
Archivmeldung vom 10.03.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer scheidende Vorsitzende Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hat den Missbrauchsskandal als Tiefpunkt seiner sechsjährigen Amtszeit dargestellt, zugleich aber den Erfolg der Aufarbeitung unter seiner Führung herausgestrichen. Im Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" sprach der Freiburger Erzbischof von einem "tiefen Abgrund, in den wir hineinschauen mussten". In einer der größten Krisen der katholischen Kirche sei es notwendig gewesen, "rasch handlungsfähig zu werden und aus der Schockstarre herauszukommen". Darum habe er einen bundesweiten Dialogprozess auf allen kirchlichen Ebenen initiiert.
Unmittelbar vor der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Münster, wo am Mittwoch Zollitschs Nachfolger gewählt wird, schloss Zollitsch eine Teilnahme des umstrittenen, vom Papst mit einer Auszeit belegten Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst nicht aus. "Offiziell wäre ihm die Teilnahme möglich. Es ist seine Entscheidung und seine Verantwortung", so Zollitsch. Angemeldet habe sich Tebartz allerdings bislang nicht, betonte er. In der Affäre um Tebartz-van Elst und die Finanzierung seiner extravaganten Residenz lobte Zollitsch vor der erwarteten Entscheidung des Papstes über Tebartz' Zukunft demonstrativ den Limburger Generalvikar Wolfgang Rösch, der derzeit die Amtsgeschäfte führt. Zollitsch sprach von einer "wesentlichen Beruhigung" durch Röschs "umsichtiges Handeln". Der Vorsitzende der Bischofskonferenz wies Kritik aus dem Vatikan an der Veröffentlichung der Umfrage-Ergebnisse zum Thema Familie und Sexualmoral zurück. "Transparenz tut uns gut." Im Übrigen seien andere Bischofskonferenzen genauso vorgegangen, nachdem Papst Franziskus die Katholiken weltweit nach ihrer Haltung zur Morallehre der katholischen Kirche gefragt hatte. Aus Altersgründen kann der 2008 gewählte 75 Jahre alte Zollitsch nicht zur Wiederwahl als Vorsitzender antreten. In seinem Erzbistum amtiert er nach bereits erfolgtem Rücktritt auf Bitte des Papstes noch kommissarisch, bis auch hier ein Nachfolger gewählt ist.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)