THW wertet Einsatz in Japan als "größten denkbaren Misserfolg"
Archivmeldung vom 11.04.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Präsident des Technischen Hilfswerks (THW), Albrecht Broemme, hat den umstrittenen Rettungseinsatz in Japan als "größten denkbaren Misserfolg" für seine Organisation bezeichnet. Broemme sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus", für die mehr als 40 THW-Helfer sei die Aktion "frustrierend und trostlos" gewesen, da sie im Tsunami-Gebiet keine Menschen retten konnten. Er bezeichnete die Japan-Mission als "Tiefpunkt" bisheriger Auslandseinsätze.
Zugleich wies Broemme Vorwürfe zurück, er habe seine Helfer zu großen Gefahren ausgesetzt, insbesondere dem Risiko einer Verstrahlung: "Sicherheit hatte oberste Priorität", sagte er "Focus". Er habe angeordnet, "dass die Helfer einen Mindestabstand von 50 Kilometern zum Atomkraftwerk einhalten müssen". Hätten sich innerhalb dieser Zone Verletzte aufgehalten, "dann hätten wir sie nicht gerettet".
Der Präsident des THW, in dem etwa 83.000 Helfer organisiert sind, bezifferte die Kosten des Japan-Einsatzes auf bis zu eine Million Euro. Er forderte die Verantwortlichen für den Bevölkerungsschutz in Bund und Ländern auf, sich auch mit unwahrscheinlichen Unglücks-Szenarien zu befassen und Schutzpläne aufzustellen. "Wer das Risiko ignoriert oder klein redet, begeht einen fatalen Fehler", so Broemme. Zugleich kündigte er an, dass die Ausbildung der Helfer beim ABC-Schutz verbessert wird. "Wenn nach einem Atomunfall große Gebiete verseucht werden, brauche ich gut ausgerüstete Einheiten im ganzen Land." Er wolle die Zahl der Helfer "mit ordentlichen Grundkenntnissen im Strahlenschutz mittelfristig von 300 auf 4000 erhöhen".
Broemme befürchtet durch den Wegfall der Wehrpflicht personelle Engpässe beim THW. Allein 2010 waren 1113 junge Männer zum THW gegangen, um nicht zur Bundeswehr zu müssen. "Dieser automatische Zulauf fällt nun weg", so Broemme. "Wenn wir uns nicht intensiv um Nachwuchs kümmern, werden wir immer weniger Helfer haben und können einige Aufgaben nicht mehr erledigen."
Zudem beklagte Broemme den schlechten Zustand des Fuhrparks, in dem fast 30 Prozent der 8500 Fahrzeuge überaltert seien: "Wir brauchen etwa 60 Millionen Euro, um unseren Fuhrpark halbwegs auf Vordermann zu bringen." Übergangsweise wolle man billigere Fahrzeuge kaufen oder ausgemusterte Bundeswehr-Fahrzeuge übernehmen. Broemme: "Da müssen wir nur das Umlackieren zahlen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur