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Mehrheit der Deutschen arbeitet auch im Krankheitsfall

Archivmeldung vom 03.07.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.07.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Insgesamt 71 Prozent der Deutschen sind in den vergangenen zwölf Mo­naten mindestens einmal zur Arbeit gegangen, obwohl sie sich richtig krank gefühlt haben. 46 Pro­zent geben an, dies sogar zweimal oder öfter getan zu haben. Das zeigt die aktuelle Bevölke­rungsbefragung des Gesundheitsmonitors der Bertelsmann Stiftung.

Gegen den Rat Ihres Arztes der Arbeit nachgegangen sind demnach im vergangenen Jahr 30 Prozent der Bevölkerung min­destens einmal, etwa die Hälfte davon sogar mehrmals. Zur Genesung bis zum Wochenende durchgehalten haben 24 Prozent der Erwerbstätigen einmal und 44 Prozent zweimal oder öfter.

Als Beweggründe für das Arbeiten trotz gesundheitlicher Beschwerden werden vor allem Pflicht­gefühl (53 Prozent) und Rücksicht auf Kolleginnen und Kollegen (46 Prozent) genannt. Jeweils rund ein Viertel der Deutschen äußert, dass die Angst vor beruflichen Nachteilen oder Arbeits­platzverlust sie dazu bewogen hat, auch krank zur Arbeit zu gehen. Bei 13 Prozent der Befragten führt der Vorgesetzte regelmäßig ein Rückkehrgespräch mit dem Mitarbeiter, sobald er nach einer Krankschreibung wieder zur Arbeit erscheint.

Soweit es die Befragten übersehen können, kam es bei Kollegen, die in den letzten zwölf Monaten häufiger oder länger krank geschrieben waren, nur in Einzelfällen zu beruflichen Nachteilen, Ab­mahnungen oder Ähnlichem. Etwa ein Viertel der Befragten berichtet mit Blick auf häufig krank­heitsbedingt fehlende Mitarbeiter von Hilfe und Unterstützung durch Kollegen sowie Rücksicht und Verständnis bei Vorgesetzten; bei rund einem Drittel der Befragten ist dies jedoch nie der Fall.

"Die Zahlen weisen darauf hin, dass die Fehlzeiten als alleinige Kennzahl für den Gesundheitszu­stand der Arbeitnehmer nicht mehr ausreichen", sagt Andreas Heyer, Projektmanager im Kompe­tenzzentrum Unternehmenskultur/Führung der Bertelsmann Stiftung. "Vielmehr muss die Gesund­heit und Leistungsfähigkeit der anwesenden Belegschaft in den Betrieben stärker beachtet wer­den. Denn Mitarbeiter, die sich trotz Krankheit zur Arbeit schleppen, sind durch Produktivitätsein­bußen und Ansteckungsgefahr für Kollegen langfristig auch nicht im Interesse der Unternehmen", so Heyer.

In den vergangenen zehn Jahren ist der Krankenstand der Arbeitnehmer in Deutschland stetig gesunken auf nur noch 3,29 Prozent im Jahr 2006 (7,2 Tage pro Jahr). Dies ist das geringste Ni­veau seit der Wiedervereinigung. Heyer betont: "Eine partnerschaftliche Unternehmenskultur, die Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse einbezieht, trägt entscheidend dazu bei, die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten. Auch Faktoren wie Arbeitsorganisation, Arbeitsumgebung und Führungs­verhalten beeinflussen, ob der Arbeitsplatz eine Belastung oder eine Ressource für die Gesundheit der Belegschaft darstellt."

Der Gesundheitsmonitor der Bertelsmann Stiftung befragt repräsentativ zweimal jährlich die Bevöl­kerung zu aktuellen Themen des deutschen Gesundheitswesens. Für die dargestellten Ergebnisse wurden im März und April 2007 insgesamt 1.689 Personen befragt.

Quelle: Pressemitteilung Bertelsmann Stiftung

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