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Zahl der Kirchenaustritte steigt beachtlich

Archivmeldung vom 18.12.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.12.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Thommy Weiss / pixelio.de
Bild: Thommy Weiss / pixelio.de

Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hat in diesem Jahr eine neue Austrittswelle ausgelöst. Eine Umfrage der "Frankfurter Rundschau" in mehreren Bistümern ergab eine erhebliche Zunahme der Austrittszahlen 2010 im Vergleich zum Vorjahr. Besonders dramatisch ist die Situation in den Diözesen Augsburg, Rottenburg-Stuttgart und Trier: In Augsburg kehrten bis Mitte Dezember 11.351 Katholiken der Kirche den Rücken, im ganzen Jahr 2009 waren es nur 6.953. Im Bistum Rottenburg-Stuttgart traten bis Mitte November 17.169 Menschen aus der Kirche aus, 2009 waren es 10.619. Im Bistum Trier verließen bis Ende November 7.029 Katholiken ihre Kirche, im ganzen Jahr 2009 waren es 4.583.

In allen Bistümern, die die Rundschau anfragte und die Zahlen nannten, haben die Kirchenaustritte 2010 zugenommen. Vor allem in den Monaten März, April und Mai entschieden sich die Menschen zum Verlassen der Kirche, als sich das Ausmaß des Missbrauchsskandals zeigte. Die offiziellen Zahlen liegen erst in einigen Monaten vor. Das Bistum Würzburg verzeichnete bis Oktober 5.484 Austritte gegenüber 3.788 im Jahr 2009. Das Erzbistum Berlin, wo der erste große Skandal am Jesuiten-Gymnasium Canisius-Kolleg bekannt wurde, verlor bisher 4.800 Kirchenmitglieder, 2009 waren es 4.700 Austritte. Das Erzbistum Hamburg meldete bis Ende November 4.437 Kirchenaustritte. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 3.689. Das Erzbistum Köln hingegen, wo es einen Missbrauchsskandal am Aloisius-Kolleg in Bonn gab, nannte keine Zahlen. Auch das Bistum Regensburg mit seinen Domspatzen nicht. Die Stadt Regensburg meldete bis September 768 Austritte, im Vorjahreszeitraum waren es 517.

Die Bewegung "Wir sind Kirche" warf den Bischöfen vor, die Krise auszusitzen. Nötig sei ein offener Dialog über die strittigen Themen der Kirche, dies werde aber 2011, im Jahr des Papstbesuchs in Deutschland, kaum möglich sein, sagte Sprecher Christian Weisner der "Frankfurter Rundschau". Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Karin Kortmann, nannte die Entwicklung bei den Austrittszahlen "außerordentlich bedauerlich". Die Kirche müsse dringend an einer "neuen Vertrauenskultur" arbeiten.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

 

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