Ernte 2007: Bauern bangen um ihre Gerstenernte
Archivmeldung vom 11.07.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlIn allen Teilen Deutschlands wurde mit der Wintergetreideernte begonnen. Die Ernte begann mit sehr frühen Druschterminen und damit drei Wochen früher als üblich. Durch die anhaltenden Niederschläge ist jedoch die Ernte vollständig zum Erliegen gekommen, da das reife Getreide zu feucht und die Böden zu nass und unbefahrbar sind, erklärte der Deutsche Bauernverband (DBV) in seinem ersten Erntebericht, der auf der Erhebung der Daten der Landesbauernverbände basiert.
Die Wintergerstenernte ist im Süden und Südosten sowie im Westen am weitesten vorangeschritten. Die Erträge unterliegen starken Schwankungen. Gelitten haben unter der Trockenheit in April und Mai insbesondere die leichten Standorte, die wenig Wasserspeichervermögen besitzen. Übereinstimmend wird berichtet, dass auf besseren Böden die Erträge durchaus an das Vorjahresniveau heranreichen können. In den norddeutschen Bundesländern erfolgte erst partiell die Wintergerstenernte. Hier machen die anhaltenden Niederschläge der letzten Woche einen Erntestart unmöglich. Da das Getreide aber reif ist, ist jeder Regentag mit Verlusten verbunden. Regional sind wegen des ständigen Regens ganze Gerstenfelder umgeknickt und nur noch schwer zu ernten.
Zu den Qualitäten sind bislang wenig Aussagen zu treffen. Die Hektolitergewichte scheinen aber eher zu niedrig sein. Die Feuchtigkeitsgehalte sind witterungsbedingt durchgehend hoch. Da eine Lagerung von Getreide erst ab Feuchtigkeitsgehalten unter 15 Prozent möglich ist, muss der Großteil der geernteten Ware kostenaufwändig getrocknet werden. Nur trockenes Getreide kann problemlos über längere Zeiträume gelagert werden, ohne dass Mikroorganismen wie Hefen, Schimmelpilze und Bakterien zu Verlusten und Verderb der Ware führen.
Die Preise für Wintergerste erreichen je nach Region 135 bis 150 Euro je Tonne gegenüber 90 bis 95 Euro im Vorjahr. In Regionen mit hoher Veredelungsdichte können auch deutlich höhere Werte erreicht werden. Die hohen witterungsbedingten Erntekosten für die Trocknung verzehren jedoch die besseren Erlöse gegenüber dem Vorjahr. Erste Bestände mit Sommergerste wurden bereits im Süden und in Rheinland-Pfalz gedroschen, die bei entsprechender Qualität als Braugerste verwendet wird. Hier wurden durchschnittliche Erträge erreicht, die Gerste war trocken. Allerdings gab es Probleme mit zu hohen Proteingehalten, die eine Braugerstenverwendung nicht mehr ermöglichen. Auch bei Winterraps wurden erste Bestände gedroschen, der Schwerpunkt liegt hier im Süden und Südwesten Deutschlands, während im Norden und Nordosten noch nicht mit der Ernte begonnen wurde. Die geernteten 10 bis 20 Prozent der Bestände lassen noch keine Mengenabschätzung zu, die bisher geernteten Mengen deuten jedoch Erträge unter dem Vorjahresniveau an. Hier zeichnen sich auch witterungsbedingt durch die Frühjahrstrockenheit regional sehr starke Unterschiede in den Erträgen ab. Winterweizen und Roggen wurden bislang noch nicht geerntet. Diese Ernten stehen erst in den nächsten 10 Tagen an.
Sorgen haben auch vielfach die Futterbaubetriebe. Die Frühjahrstrockenheit führte auch zu einem erheblich geringeren Aufwuchs auf den Grünlandflächen. Die ersten Silageschnitte erreichten maximal 50 bis 70 Prozent des Durchschnitts. Durch die unkomplizierte Freigabe der Stilllegungsflächen zu Futterzwecken konnte in einigen Bundesländern die Not gelindert werden. Jetzt verhindert jedoch die Unbefahrbarkeit der Flächen einen termingerechten zweiten Schnitt, auch die Heuernte ist in einigen Bundesländern gefährdet, da die Gräser jetzt überständig und nur noch von geringem Nährwert sind. Ob überall eine ausreichende Versorgung mit Winterfutter sichergestellt ist, muss zum jetzigen Zeitpunkt noch offen bleiben.
Quelle: Pressemitteilung Deutscher Bauernverband