Wachsende Einbruchszahlen: Kriminologe Pfeiffer kritisiert Justiz und Politik
Archivmeldung vom 02.07.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.07.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Manuel SchmidtAngesichts wachsender Einbruchszahlen und einer miserablen Aufklärungsrate hat der Kriminologe Christian Pfeiffer Justiz und Politik scharf kritisiert. "Die Dienststellen der Polizei sind massiv überlastet und technisch nicht auf dem neuesten Stand", sagte der frühere niedersächsische Justizminister dem Nachrichtenmagazin "Focus".
Zudem kümmere sich der Staat nicht genügend um die Opfer. "Der Rechtsstaat lässt diese Menschen allein." Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen, das Pfeiffer leitet, untersuchte erstmals in einer bundesweiten Studie die psychischen Folgen für Einbruchsopfer.
"Jeder Dritte berichtet uns von einem Schock und jedes vierte Opfer von starken Angstgefühlen", erläuterte Pfeiffer in "Focus". "Etwa ein Drittel der Menschen haben sich auch einen Monat nach der Tat in ihrer Wohnung nicht sicher gefühlt." Jeder zehnte Geschädigte würde gerne umziehen. Mehr als 20 Prozent haben es getan. Rund 18 Prozent leiden unter Schlafstörungen. Pfeiffer will in den kommenden Wochen gemeinsam mit Polizeidienststellen in Bremerhafen, Berlin und Hannover Strategien gegen das Massendelikt erarbeiten. Die Gründe für den immensen Anstieg der Taten sieht der kürzlich ausgeschiedene Leiter der Abteilung für Organisierte Kriminalität (OK) bei der Kölner Staatsanwaltschaft, Egbert Bülles, "in der Öffnung der Grenzen in Europa".
"Mit dem EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens hat sich die Situation rapide verschlimmert", sagte der langjährige Oberstaatsanwalt im "Focus"-Interview. "Das größte Problem sind einschlägig bekannte Roma-Clans", so Bülles. "In der Abteilung für Organisierte Kriminalität, die ich bis Ende März geleitet habe, gingen die Bandeneinbruchsdelikte zu weit über 50 Prozent auf das Konto von Roma- und Rumänien-Gruppen."
Über derartige Probleme werde in den Medien nicht berichtet. "Auch sind Justiz und Polizei gehalten, dieses Phänomen zurückhaltend zu behandeln", sagte Bülles "Focus". "Die Gründe liegen in der deutschen NS-Vergangenheit, in der Roma verfolgt und ermordet wurden. Dabei geht es heutzutage ja weiß Gott nicht darum, diese ethnische Minderheit zu stigmatisieren oder unter Generalverdacht zu stellen. Verfolgt werden natürlich nur Straftäter. Mittlerweile nimmt aber das Problem derart überhand, dass man es auch beim Namen nennen sollte."
Quelle: dts Nachrichtenagentur