Entnervter Drosten nach kritischer Nachfrage von RKI-Experten: "Troll dich!"
Archivmeldung vom 28.05.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.05.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićAuf Twitter lieferten sich der Virologe Christian Drosten und RKI-Forscher Kai Schulze eine verbale Auseinandersetzung. Anlass war eine Äußerung des Chefvirologen auf Twitter zum Sommereffekt auf das Corona-Infektionsgeschehen. Dies berichtet das Magazin "RT DE".
Weiter berichtet RT DE: "Der Virologe Christian Drosten und der RKI-Forscher Kai
Schulze gerieten auf Twitter heftig aneinander. Auslöser war eine
Debatte um die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus im Sommer. Alles
begann mit einem Kommentar Drostens am Donnerstagmorgen auf Twitter.
Dort warnte der Virologie-Professor der Berliner Charité davor, die
Ansteckungsgefahr im Sommer nicht Ernst zu nehmen.
Drosten schrieb zunächst auf Twitter: "Für alle, die meinen, dass das wärmere Wetter die Übertragung von selbst erledigt. Nach derzeit konsensfähigen Schätzungen bewirkt der Sommereffekt ca. 20 Prozent Reduktion."
Damit meint der Virologe, dass die Gefahr einer Infektion mit dem Coronaviren in den wärmeren Monaten um 20 Prozent zurückgehe. Eine Aussage, die den Wissenschaftler Kai Schulze, der unter anderem für das Robert-Koch-Institut arbeitet, offenbar stutzig machte. Er stellte daher diesbezüglich eine Frage: "Lieber Christian Drosten, in einem älteren Podcast zitierten Sie eine Modellierungsstudie (Kissler et al.). Dort werden bis zu 40 Prozent angenommen."
Schulze erklärte, dass verschiedene Studien "auf unterschiedliche Werte" des Sommereffekts kämen. Eine auf 40-60 Prozent, eine andere auf 17 Prozent. "Daher die Frage, wo die 20 Prozent herkommen."
Lieber @c_drosten, In einem älteren Podcast zitierten Sie eine Modellierungsstudie (Kissler et al.). Dort werden bis zu 40% angenommen (https://t.co/NvcHJgcvDj).Könnten Sie (oder andere hier) uns bitte nochmal die Quelle dieser konsensfähigen (20%) Schätzung nennen? VG! pic.twitter.com/zncrrLyXVu — Kai Schulze (@KaiSchulze_) May 27, 2021
Drosten reagiert entnervt auf weitere Nachfrage
Eine Twitter-Userin wies darauf hin, dass das RKI selbst in einem Bulletin von 20 Prozent spricht. Woraufhin Schulze erwiderte, dass die vom RKI verwendete Zahl auf Angaben von Drosten zurückgehe.
Drostens entgegnete mit drastischen Worten: "Die Quelle und eine Begründung dazu hatte ich Ihnen ja zwei Stunden vor diesem Tweet per DM (Direkte Nachricht, Anm. d. Red.) erläutert. Dass Sie das nicht interessiert, zeigt mir, dass es Ihnen nicht um Inhalte geht. Troll Dich!"
Die Quelle und eine Begründung dazu hatte ich Ihnen ja 2h vor diesem Tweet per DM erläutert. Dass Sie das nicht interessiert, zeigt mir, dass es Ihnen nicht um Inhalte geht. Troll Dich! — Christian Drosten (@c_drosten) May 27, 2021
"Ich habe nicht zwei Stunden später noch mal nachgefragt", erklärte Schulze später und versuchte, seine Frage nochmals sachlich zu erklären, bis Drosten schließlich genervt zurückgab: "Wie auch immer."
Man könne aus der von ihm zitierten Studie "eine sehr nachvollziehbare Schätzung" entnehmen, so Drosten. Die habe er in mehreren Podcasts erwähnt. "Das RKI wird wohl auch diese Literaturstelle kennen."
Schließlich hatte der Disput am Freitagnachmittag doch noch ein versöhnliches Ende. Drosten entschuldigte sich per Twitter für seine Wortwahl: "Lieber Kai Schulze, sprachlich war das gestern natürlich nicht OK, tut mir leid. Inhaltlich ist jetzt hoffentlich klar, auf welche Daten ich mich beziehe (siehe Verweis auf Kissler), und warum. Falls noch etwas unklar ist, bitte DM."
Da vielen Twitter-Usern aber immer noch nicht klar war, auf welche Daten sich Drosten konkret bezog, erläuterte der Virologe: "Meine Referenz ist die HCoV-Schätzung aus Kissler et al. (21%). Für SARS-CoV-2 gab es zu der Zeit des Papers nicht ausreichend Daten und man ging noch von einer Kreuzimmunität mit HCoVs aus. SARS-CoV-2 wird im kommenden Sommer ähnlicher zu den HCoVs (Verteilung, Immunität)."
Meine Referenz ist die HCoV-Schätzung aus Kissler et al. (21%). Für SARS-CoV-2 gab es zu der Zeit des Papers nicht ausreichend Daten und man ging noch von einer Kreuzimmunität mit HCoVs aus. SARS-CoV-2 wird im kommenden Sommer ähnlicher zu den HCoVs (Verteilung, Immunität). — Christian Drosten (@c_drosten) May 27, 2021
Einige
Twitter-Kommentatoren merkten jedoch kritisch an, dass angesichts
dessen von einem Konsens in der Wissenschaft keine Rede sein könne. Die
Frage, wie Drosten zu der Behauptung kommt, es handele sich um
"konsensfähige Schätzungen", bleibt also offen.
Quelle: RT DE