Privatbahnen attackieren die Deutsche Bahn
Archivmeldung vom 06.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Streit um lukrative Bahn-Aufträge in Berlin und Brandenburg haben die Privatbahnen die Klage der Deutschen Bahn zurückgewiesen, ihre Löhne lägen um bis zu 40 Prozent unter denen des Staatskonzerns. "Diese Zahl ist völlig aus der Luft gegriffen", sagte Engelbert Recker, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Mofair, dem Tagesspiegel.
"Wir bezahlen unsere Leute ordentlich und nach Tarif - Lokführer etwa verdienen bei uns genauso viel wie bei der Bahn." Bei Mofair sind Bahn-Konkurrenten wie Abellio, Arriva oder Keolis organisiert.
Damit reagierte Recker auf Kritik an Ulrich Homburg, Vorstandschef der Bahn-Sparte DB Regio. Er hatte kürzlich im Tagesspiegel-Interview gesagt, der Wettbewerb auf der Schiene funktioniere vor allem über die Lohntüten der Beschäftigten. Daher unterliege die Bahn oft bei der Ausschreibung lukrativer Strecken im Regionalverkehr.
Recker sagte dazu, die Bahn trage selbst die Schuld daran, dass sie nicht konkurrenzfähig sei. "Sie hat mit den Gewerkschaften teure Tarifverträge abgeschlossen, als sie noch dachte, auf ewig der Platzhirsch zu sein. Das rächt sich nun." Außerdem sei sie zu hohen Zahlungen an den Bahn-Konzern verpflichtet und könne deshalb keine konkurrenzfähigen Angebote abgeben. Der Wettbewerb auf der Schiene habe seit 1994 zu mehr Verkehr, besserem Service und zu mehr Arbeitsplätzen geführt.
In der Hauptstadtregion hat der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg 16 Regionalstrecken ab Ende 2011 ausgeschrieben - ein so großes Marktvolumen wie noch nie. Bislang betreibt die Bahn die Strecken. Homburg zufolge sind schlimmstenfalls 2000 Arbeitsplätze bedroht, wenn sie hier nicht den Zuschlag bekommt. Mofair-Experte Reckers sagte dazu, die Bahn verbreite "Horrorzahlen". "Wenn andere die Ausschreibung gewinnen, entstehen dort neue Arbeitsplätze." Zudem könne die Bahn Serviceeinrichtungen wie Werkstätten ja den Wettbewerbern zur Verfügung stellen, wenn dort Jobs bedroht seien. "Es gibt für niemanden eine Bestandsgarantie, auch wenn die Bahn das gerne hätte."
Quelle: Der Tagesspiegel