Deutscher Pisa-Chef weist "Spiegel"-Bericht zurück: "Schüler, die Geld bekommen, strengen sich nicht mehr an"
Archivmeldung vom 03.12.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Leiter der deutschen Pisa-Studie, der Kieler Professor Manfred Prenzel, hat eine Darstellung des "Spiegels" zurückgewiesen, deutsche Pisa-Forscher seien "entsetzt" darüber gewesen, dass Schüler in manchen Ländern für ihre Teilnahme am Pisa-Test Geld bekommen hätten, weil dieses die Ergebnisse verzerren.
"Das stimmt doch nicht. "Schüler, die Geld bekommen, strengen sich
nicht mehr an", sagte Prenzel dem Tagesspiegel.
In der Tat hätten sich die nationalen Projektmanager der Studie
darüber ausgetauscht, wie die Teilnehmerstaaten jeweils die nötigen
Stichprobengrößen erzielten: "Es ging darum, gute Ideen für eine hohe
Teilnehmerquote auszutauschen", sagte Prenzel.
Hintergrund dafür sei, dass die Schüler in bestimmten Ländern zum
Zeitraum der Pisa-Tests bereits durch eine Fülle von Prüfungen
"testmüde" seien. Diese Schüler und deren Eltern seien deshalb oft
nicht motiviert, zusätzlich noch an der Pisa-Studie teilzunehmen. In
den USA hätten die teilnehmenden Schüler beispielsweise extra für
Pisa noch einmal am Nachmittag in die Schule kommen müssen. Aus Sicht
der Pisa-Forscher habe es überhaupt keine Wirkung auf die
Testergebnisse, wenn Schüler für ihre Teilnahme Geld erhielte: "Das
verzerrt die Ergebnisse in keiner Weise", sagte Prenzel. Dies habe
eine Kontrolluntersuchung des damaligen nationalen Pisa-Leiters
Jürgen Baumert bereits für Pisa 2000 ergeben.
Wenn deutsche Schüler bei Pisa 2006 einen Stift mit
"Pisa"-Aufdruck erhalten hätten, handle es sich nicht um ein
Werbegeschenk zur Motivation. Vielmehr scanne Deutschland die
Testbögen ein, so dass die Schriftbreite - und Farbe identisch sein
müsse.
Prenzel hält es für kaum möglich, dass Länder sich beim Pisa-Test Vorteile verschaffen können: "Es gibt zu viele Kontrollen." Das Monitoring sei "sehr genau" und "pingelig".
Quelle: Der Tagesspiegel