Streckensterben bei Kürzungen im Nahverkehr: „Schienennetz wird schrumpfen“
Archivmeldung vom 01.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Allianz pro Schiene befürchtet, dass die Kürzungspläne der Bundesregierung beim Nahverkehr die seit Jahren andauernde Schrumpfung des Schienennetzes „dramatisch beschleunigen“ werden. Der „stern“ hat in seiner heutigen Ausgabe mit Verweis auf aktuelle Allianz pro Schiene-Erhebungen Zahlen veröffentlicht, nach denen das Schienennetz seit 1994 um mehr als zehn Prozent „ausgedünnt“ wurde.
„Wenn die Länder in den nächsten drei Jahren
wegen der Kürzungen im Nahverkehr jeden fünften Zug abbestellen
müssen, fallen auch 20 Prozent der Schienenmauteinnahmen weg, die aus
den Trassenpreisen für den Regionalverkehr erzielt werden. Mit diesen
Mautgeldern wird das Schienennetz instand gehalten.
Im Klartext
bedeutet dies, für die Erhaltung der ohnehin unterfinanzierten
regionalen Schienennetze gibt es dann noch weniger Geld und das
Streckensterben wird sich dramatisch beschleunigen“, warnte Allianz
pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege am Donnerstag in Berlin.
Die Bundesregierung will bei den Regionalisierungsmitteln, mit
denen der Bund den Schienenpersonennahverkehr der Länder unterstützt,
bis 2009 rund 3,1 Milliarden Euro sparen. Von den sieben Milliarden
Euro, die die Länder zur Zeit jährlich erhalten, fließt nach
Einschätzung der Allianz pro Schiene ein Milliardenbetrag über
Mauteinnahmen aus dem Regionalverkehr in die „Vorhaltung“ des
Schienennetzes zurück. Die Schienenmaut muss pro gefahrenem Kilometer
sowohl von Nahverkehrsbahnen der Deutschen Bahn als auch von
Wettbewerbsbahnen an die DB-Tochter „DB Netz AG“ gezahlt werden.
„Wenn die Streichpläne Realität werden, wird sich das in der
Koalitionsvereinbarung verankerte Ziel mehr Verkehr auf die Schiene
zu bringen als die größte Luftblase der großen Koalition entpuppen.
Die neue Bundesregierung darf die Erfolgsstory des Nahverkehrs auf
der Schiene, der seit 1993 Fahrgaststeigerungen von 43 Prozent
verzeichnet, nicht kaputt schießen“, warnte der Geschäftsführer des
Schienenbündnisses. Die Allianz pro Schiene appellierte an die
Bundesländer, den bekannt gewordenen Kürzungsplänen im Bundesrat
nicht zuzustimmen, da sie „die Hauptleidtragenden wären“.
Quelle: Pressemitteilung Allianz pro Schiene