Zahl der Reisesachen bei Amtsgerichten schnellt hoch
Archivmeldung vom 30.09.2020
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Freigeschaltet durch André OttViele Zivilgerichte ächzen zunehmend unter der juristischen Aufarbeitung der Corona-Krise. Zuletzt erreichten vermehrt Klagen unzufriedener Flugpassagiere die Richter.
"Nach einem kurzen Rückgang während des Corona-Lockdowns steigen die Verfahrenszahlen bei den Gerichten wieder. Insbesondere die Zahl der Reisesachen bei den Amtsgerichten schnellt hoch, weil immer mehr Kunden wegen stornierter Reisen ihr Geld von Fluglinien oder Reiseveranstaltern zurückverlangen", sagte der Geschäftsführer des Deutschen Richterbundes (DRB), Sven Rebehn, der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Rebehn beruft sich dabei auf eine demnächst erscheinende Umfrage der Deutschen Richterzeitung. Demnach ist die Zahl der Reisevertragssachen bei den Amtsgerichten an zehn großen Flughafenstandorten Deutschlands zuletzt stark gestiegen. In den ersten acht Monaten dieses Jahres seien bereits rund 45.000 Verfahren bei den befragten zehn Amtsgerichten eingegangen - trotz einer mehrwöchigen Verfahrenspause im Frühjahr.
Zwar handelt es sich nach Auskunft des DRB-Geschäftsführers dabei häufig um Verfahren, die sich relativ schnell erledigen lassen. "Die Masse der Fälle ist aber eine extreme Belastung", sagte Rebehn der "NOZ" weiter: "Sollten Legal-Tech-Portale wie angekündigt verstärkt in die Verfolgung von Corona-Ansprüchen der Reisekunden einsteigen, könnte sich die Entwicklung in den nächsten Wochen noch beschleunigen."
An der Spitze der Verfahrenszahlen liegt laut Richterbund aktuell das Amtsgericht Köln mit etwa 9500 Fällen, gefolgt von Düsseldorf mit rund 9000. Auf Platz drei liegt Frankfurt/M. mit mehr als 7500 Fällen. Das für den Flughafen Berlin-Tegel zuständige Amtsgericht Wedding kommt auf mehr als 4000 neue Reisesachen, das für den Airport München zuständige Amtsgericht Erding ebenfalls. Die weitere Reihenfolge der Verfahrenszahlen: Hannover (mehr als 3000 Fälle), Nürtingen (Flughafen Stuttgart, rund 2500), Hamburg (rund 2500); Königs Wusterhausen (Flughafen Berlin-Schönefeld, rund 1750) und Nürnberg (rund 900).
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)