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WERTEUNTERRICHT Verfassungswidrig

Archivmeldung vom 18.03.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.03.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Michael Dahlke

Schon bei der Einführung des LER-Unterrichts in Brandenburg verkannten die Befürworter, dass es neutrale Religions- und Wertevermittlung nicht gibt. Denn Werte entspringen immer Grundüberzeugungen.

Im katholischen wie evangelischen Religionsunterricht sind die Prämissen klar: Sie beruhen auf dem christlichen Menschenbild, der biblischen Verpflichtung zur Eigen-, Nächsten- und Gottesliebe, und sie sind so – wie das Wort „religio“ etymologisch unterstreicht – „rückgebunden“ an eine transzendente Instanz, die sich menschlicher Interessenslenkung entzieht. Genau hier liegt der Unterschied zum Fach „Interkulturelle Bildung“, das der rot-rote Senat künftig in Berlin als singuläres Pflichtfach und ohne die Wahloption „Religionsunterricht“ einführen will. Wenn der Staat festlegt, welche Normen erziehungstauglich sind, und so das Recht der Eltern einschränkt, über das Wertefundament ihrer Kinder zu entscheiden, überschreitet er seine Kompetenz; er verletzt die Verpflichtung zu weltanschaulicher Neutralität. Denn die Trennung von Staat und Kirche macht es gerade notwendig, der Religion Räume für die Werteerziehung zu öffnen und nicht, wie die PDS fordert, „religiöses Bekennen zu relativieren“. Eine Verfassungsklage hätte daher gute Aussichten auf Erfolg.

Die Berliner Pläne offenbaren aber vor allem, dass der Versuch, Kirche und Christentum hierzulande zu marginalisieren, immer weiter um sich greift. Dabei wäre das Gegenteil für die Gesellschaft vonnöten. In Zeiten globaler Verunsicherung, der Konfrontation mit einem selbstbewussten Islam und der nationalen Erfahrung, dass materielle Sicherheiten schwinden, ist es für die nachwachsende Generation wichtig, ein moralisches Gerüst an die Hand zu bekommen, das Halt und Orientierung gibt. Und das dazu motiviert, sich selbst für das Gemeinwohl verantwortlich zu fühlen, so wie es die christliche Soziallehre immer vertreten hat.

Dass immerhin viele Eltern dies verstanden haben, zeigt die starke Nachfrage nach kirchlichen Schulen – auch in Berlin. Ihr Protest ist jetzt hauptsächlich gefordert. Weit über 100 000 Schüler, die in der Hauptstadt den Religionsunterricht besuchen, sind eine Kraft, die zu ignorieren sich kein Senat leisten kann.

Quelle: http://www.rheinischermerkur.de/aktuell/po/leit_051102.html

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