rbb: Zoo will sich seiner Verantwortung für jüdische Aktionäre stellen
Archivmeldung vom 29.01.2015
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.01.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Berliner Zoo will sich seiner Verantwortung im Fall der Enteignung jüdischer Aktionäre während der Nazi-Zeit stellen. Das sagte der neue Zoodirektor Andreas Knieriem dem rbb. Knieriem reagierte damit auf eine neue Studie, die vergangene Woche veröffentlicht worden war. Darin wurde nachgewiesen, dass die Zoo-Leitung während der NS-Zeit an der Enteignung jüdischer Anteilseigner beteiligt war.
Knieriem bedauerte dieses Unrecht und kündigte Konsequenzen an: "Das macht auch uns betroffen. Unrecht ist damals eindeutig widerfahren diesen Menschen. Entschuldigungen, die kann man einfach so äußern, oder man kann's richtig tun. Für das Richtige braucht man ein bisschen Zeit. Das verspreche ich, dass ich mir die Zeit irgendwann bald auch geben werde, damit wir das Geeignete an Worten finden und die geeignete Geste."
1933 waren Juden - mit Billigung der damaligen Zoospitze - systematisch aus allen Ebenen der Zooverwaltung herausgedrängt worden. Die jüdischen Aktionäre wurden zu Notverkäufen ihrer Wertpapiere gezwungen oder kurzerhand enteignet. Im Jahr 2000 wies der Zoo in einem anwaltlichen Schreiben an einen jüdischen Nachfahren noch jede Mitverantwortung zurück. Enteignungen jüdischer Aktionäre habe es nicht gegeben, hieß es damals, auch "sei weder Druck noch Zwang bei der Übertragung von Zoo-Aktien" ausgeübt worden.
Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)