Mutmaßlicher Windkraftbetrug: Mehr als 1000 gefälschte Unterschriften
Archivmeldung vom 11.12.2020
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Freigeschaltet durch André OttIm Ermittlungskomplex um einen mutmaßlichen Millionenbetrug im Windenergiesektor hat der Jungunternehmer Hendrik Holt bei einer mehrstündigen Vernehmung in der Justizvollzugsanstalt Oldenburg ein Geständnis abgelegt. Laut "Neuer Osnabrücker Zeitung" bewerten die Ermittler die Aussage des 30-Jährigen als glaubhaft.
Die Staatsanwaltschaft Osnabrück bestätigte der "NOZ", dass Holt bezüglich des Verdachts des banden- und gewerbsmäßigen Betruges sowie der Verabredung dazu die ihm vorgeworfenen Taten "vollumfänglich" eingeräumt habe, "ohne sich oder Mitbeschuldigte dabei zu schonen." Er habe insgesamt sechs Personen durch seine Aussage "schwer belastet". Um wen es sich dabei handelte, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit. Holts Anwalt Thomas Klein erklärte auf Anfrage der "NOZ", er begrüße die Einschätzung der Staatsanwaltschaft zur Glaubwürdigkeit der Aussagen. "Allerdings hat mein Mandant sich schon zuvor kooperativ gezeigt. Es liegt seit Wochen eine vollumfängliche schriftliche Einlassung zu den Vorwürfen vor."
Holt wird vorgeworfen, gemeinsam mit seiner Mutter, seiner Schwester, seinem Bruder sowie weiteren Beschuldigten mehrere Energiekonzerne um mehr als zehn Millionen Euro geprellt zu haben. Mittels massiver Unterschriften- und Dokumentenfälschung sollen sie die Investoren über die Realisierbarkeit von Windparkprojekten getäuscht haben. Die Ermittler haben nach dem Bericht der "NOZ" mehr als 1000 offenbar gefälschte Unterschriften entdeckt. Nach jetzigem Stand sollen insgesamt fünf Unternehmen durch die mutmaßlich betrügerischen Geschäfte geschädigt worden sein. In welcher Höhe steht noch nicht fest, zuletzt hatte die Staatsanwaltschaft von einem Schaden von mehr als zehn Millionen Euro gesprochen. Jetzt hieß es laut "NOZ": "Die Schadenshöhe könnte beträchtlich höher sein, ist aber noch Gegenstand laufender Ermittlungen." Deren Abschluss sei noch nicht absehbar. Geplant sei aber, zumindest in Teilaspekten im Frühjahr 2021 Anklage zu erheben.
Neben Holt hatte zuletzt auch sein Bruder ein Geständnis abgelegt, bestätigte die Staatsanwaltschaft der "NOZ". Er durfte die Untersuchungshaft daraufhin ebenso wie zuvor schon seine Mutter und seine Schwester unter Auflagen verlassen. Holt sowie der frühere Finanzdirektor der Unternehmensgruppe sitzen weiter in Untersuchungshaft. Die Ermittler sind nach eigenen Angaben mittlerweile sicher, dass durch die Festnahme im April zwei weitere Betrugstaten mit einem drohenden Millionenschaden verhindert werden konnten.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)