Kritik an Lauterbachs Krankenhaus-Reform - Experte verrät, was die neuen Eckpunkte für Krankenhäuser auf Mitarbeitersuche wirklich bedeuten
Archivmeldung vom 10.08.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithDie Krankenhaus-Reform, angeführt vom deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach, hat deutschlandweit eine Welle der Kritik ausgelöst. Mit einer Reihe neuer Eckpunkte, die angeblich zur Verbesserung der Qualität und Effizienz im Gesundheitswesen beitragen sollen, stellt diese Reform die Krankenhäuser vor neue Herausforderungen - und wirft Fragen über ihre Auswirkungen auf die Mitarbeitergewinnung auf.
"Manche Experten glauben, mit der Reform wird es einfacher, Personal zu finden - aber oft ist das Gegenteil der Fall und es kommt zu einem Pflege-Exitus", warnt Experte Michael Moskal. Er bringt eine umfangreiche Erfahrung in der Gesundheitsbranche und ein tiefgreifendes Verständnis für die Herausforderungen, denen Krankenhäuser in Deutschland gegenüberstehen, in die Diskussion ein.
In diesem Artikel erklärt Moskal, wie sich die Reform auf die Mitarbeitergewinnung von Krankenhäusern auswirken wird.
Neue Kriterien für Krankenhäuser
Am 10. Juli 2023 haben sich Bund und Länder auf die Eckpunkte der Krankenhaus-Reform geeinigt. Geplant sind folgende Neuerungen:
- Abschaffung der Fallpauschalen und Einführung von Vorhaltepauschalen als Existenzgarantie für Kliniken
Patienten sollen sich darauf verlassen können, im Krankenhaus behandelt zu werden
- Mehr Transparenz geplant - Patienten sollen erfahren, in welchem Krankenhaus welche Leistungen mit welcher
- Qualität angeboten werden
- Einstufung der Kliniken in "Leistungsgruppen" aufgrund vorher festgelegter Qualitätskriterien, welche Kliniken erfüllen müssen
Aufgrund einer geplanten Einstufung in "Leistungsgruppen" ist die Existenz vieler Kliniken in Deutschland in der Zukunft nicht mehr sicher. Nach Meinung vieler Experten werden in den nächsten 10 Jahren etwa 20 Prozent der betroffenen Kliniken durch Fusion oder Geschäftsaufgabe vom Markt verschwinden - und somit wird sich auch die Arbeitssituation für viele Fachkräfte ändern.
Auswirkung der Maßnahmen auf die Mitarbeitersituation in Krankenhäusern
Dabei soll die neue Krankenhaus-Reform eigentlich dazu beitragen, dass sich die schwierige Situation des Personalnotstands in Krankenhäusern entspannt. Es scheint jedoch eher, als sei das Gegenteil der Fall - und die Gefahr eines Exitus beim Pflegepersonal in Krankenhäusern ist größer denn je.
Der Grund: Geeignetes Kranken- und Pflegepersonal wird sich nicht automatisch dort bewerben, wo sich die nächste Klinik befindet, nur um einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Die Schließung eines Krankenhauses in der Region ist also kein Garant dafür, dass sich das frei werdende Personal bei der nächstgelegenen Klinik in der Stadt bewirbt. Heutzutage geht es Fachkräften um Qualität und ein harmonisches Team. Und noch etwas scheint entscheidend für Pflegekräfte: kurze Fahrwege zum Arbeitsplatz. Die Idee, dass aufgrund weniger Kliniken auch mehr Arbeitskräfte in den übrig gebliebenen Einrichtungen arbeiten, ist demnach ein Trugschluss.
Mehr Personal für Pflegeheime?
Was hingegen durchaus passieren könnte, ist eine Pflegepersonalverlagerung vom Krankenhaus in die stationäre oder ambulante Langzeitpflege. Möglich wird dies durch das Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung. Für Einrichtungen in der stationären oder ambulanten Langzeitpflege scheint eine solche Verlagerung auf den ersten Blick positiv. Allerdings befinden auch sie sich in einer Krise und haben mit finanziellen Herausforderungen zu kämpfen. Die Folge könnte ein Heimsterben sein, das sowohl Pflegebedürftige als auch Angehörige vor große Probleme stellt. Es bleibt demnach abzuwarten, ob die geplanten Krankenhaus-Strukturreformpläne wirklich zu einer Verbesserung der Situation beitragen.
Quelle: MONE Consulting GmbH (ots)