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Übergriffe auf Schutzbefohlene? Ehepaar will weiter Kinder erziehen

Archivmeldung vom 30.03.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de

Die Erzieher einer Wohngruppe in Gifhorn klagen auf Wiedereinstellung bei ihrem Arbeitgeber "L!fe Concepts Kirchröder Turm", obwohl sie wegen der Misshandlung Schutzbefohlener in Untersuchungshaft sitzen. Das berichtet das NDR Fernseh-Regionalmagazin "Hallo Niedersachsen".

Der gelernte Erzieher und die Sozialpädagogin sollen zwischen 1998 und 2007 Kinder und Jugendliche misshandelt und sexuell missbraucht haben. Nach derzeitigem Ermittlungsstand sollen vier Schutzbefohlene in elf Fällen betroffen sein. Die Staatsanwaltschaft Hildesheim ermittelt. Das dortige Amtsgericht erließ Haftbefehle, aufgrund der zu erwartenden Verurteilungen zu langjährigen Freiheitsstrafen bestehe Fluchtgefahr.

Der Geschäftsführer von "L!fe Concepts Kirchröder Turm", Jürgen Scheidt, bezeichnete die Klage aufgrund der Schwere der Vorwürfe als "dreist". "Ich würde niemals mehr diese Leute bei uns pädagogisch oder anderweitig einstellen. Das richtet sich gegen mein ganz persönliches Gewissen, gegen mein ethisches Empfinden und gegen jede Fachlichkeit", sagte Scheidt "Hallo Niedersachsen". Das Ehepaar sei im Januar mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert worden, nachdem eine ehemalige Bewohnerin bei der Polizei Anzeige erstattet hatte. Die Wohngruppe Lichtblick wurde geschlossen. Drei Kinder, die dort zuletzt gewohnt hatten, wurden einrichtungsintern in anderen Wohnprojekten untergebracht.

Am 5. April soll die erste arbeitsrechtliche Verhandlung vor dem Arbeitsgericht Braunschweig beginnen. Möglicherweise sind die Wiedereinstellungsklagen sogar aussichtsreich. Das Landesjugendamt teilte auf Nachfrage mit, eine formale Tätigkeitsuntersagung sei erst nach belastenden Ergebnissen der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen möglich.

"Das beschuldigte Ehepaar schweigt bislang zu den Vorwürfen", sagte die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Hildesheim Christina Pannek dem NDR. Insgesamt hatten die Ermittler bei mehreren Hausdurchsuchungen 90 Terabyte Daten sichergestellt, die nun ausgewertet werden. Eine 30-köpfige Sonderkommission der Polizei Gifhorn befragt derzeit Zeugen und mögliche weitere Opfer.

Träger der Wohngruppe zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Taten war die heutige Dachstiftung Diakonie Niedersachsen. Pressesprecherin Ingetraud Steffenhagen sagte, dass es zwar Differenzen mit dem Ehepaar gegeben habe, aber keine Hinweise auf Straftaten. Nach Angaben des Landkreises Gifhorn hat man auch dort erst durch die Polizei von den Vorwürfen erfahren.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)

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