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Spielzeugbranche lässt nötige Sorgfalt vermissen

Archivmeldung vom 30.11.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.11.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: birgitH  / pixelio.de
Bild: birgitH / pixelio.de

Spielzeughersteller und Handel werden nach einer aktuellen Firmenumfrage der Aktion fair spielt ihrer Verantwortung für die Beachtung der Menschenrechte in den Spielzeugfabriken ihrer fernöstlichen Lieferanten nicht gerecht: Die große Mehrheit der Firmen bleibt untätig und schweigt. Der ICTI CARE-Prozess, das vom Weltverband der Branche initiierte Programm für ethische Spielwarenproduktion, erweist sich weitgehend als Papiertiger.

Fast ein Drittel seines Jahresumsatzes erzielt der deutsche Spielwarenhandel in den letzten beiden Monaten des Jahres. Dass das Spielzeuggeschäft ein Saisongeschäft ist, bekommen auch die Arbeiter in den chinesischen Spielzeugfabriken zu spüren, wenn die Produktion für das Weihnachtsgeschäft auf Hochtouren läuft. Oder wenn in letzter Minute und großer Stückzahl ein Produkt geordert wird, das sich nach Meinung der Auftraggeber als Kassenschlager erweisen wird. Arbeitszeiten von 14 Stunden pro Tag und über 70 Stunden pro Woche sind dann keine Seltenheit.

"Diese extremen Arbeitszeiten widersprechen nicht nur dem chinesischen Arbeitsrecht, sondern führen außerdem zu einer Vielzahl vermeidbarer Unfälle, gegen die die Arbeitgeber ihre Beschäftigten oft nicht einmal ausreichend versichert haben. Es ist nicht hinnehmbar, dass Zigtausende von Arbeiterinnen und Arbeitern in den chinesischen Fabriken den Preis für die bunte Spielzeugwelt in unseren Kinderzimmern mit ihrer Gesundheit zahlen!" so Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer von MISEREOR.

Sayer weist in diesem Zusammenhang auf die Verantwortung der Auftraggeber hin, wie sie auch in den "Leitprinzipien" der Vereinten Nationen zu Wirtschaft und Menschenrechten festgehalten ist. Durch ihre Einkaufspolitik - wie Preisgestaltung, Lieferfristen, Art und Dauer der Lieferbeziehungen - hätten die Unternehmen erheblichen Einfluss auf die Arbeitsbedingungen bei ihren Lieferanten - und damit die Mittel, um Menschenrechtsverstößen vorzubeugen. Dieser Verantwortung würden nur wenige gerecht.

Kein Spielzeughersteller oder -händler legt nach Kenntnis der Aktion fair spielt seiner Geschäftstätigkeit ein Konzept unternehmerischer Sorgfalt zur Gewährleistung der Menschenrechte bei seinen Lieferanten zu Grunde. Und nur eine Minderheit beteiligt sich am ICTI CARE-Prozess des Weltverbandes der Spielzeugindustrie: Von 116 Unternehmen, die in Fernost produzieren lassen, legten bei der aktuellen Firmenumfrage der Aktion fair spielt lediglich 48 für wenigstens einen ihrer Lieferanten einen Nachweis vor, dass die Arbeitsbedingungen in dessen Betrieb den Regeln des Programms entsprechen. 42 Unternehmen produzieren nur in Deutschland und der Europäischen Union. Von 87 Firmen ist nicht bekannt, wo ihre Produkte hergestellt werden.

Die Tauglichkeit des ICTI CARE-Prozesses wird von der Aktion fair spielt allerdings zunehmend kritisch gesehen: Denn trotz jahrelanger Forderungen der Aktion fair spielt sind die für den Prozess Verantwortlichen nicht bereit, die Selbstverpflichtungen der Markenfirmen zur Beachtung der geforderten Arbeitsstandards zu überprüfen und über deren Umsetzung zu informieren. Die Verantwortung wird einseitig auf die Lieferanten abgewälzt. Daneben bemängelt die Aktion fair spielt, dass nur die direkten Lieferanten der Markenfirmen kontrolliert werden, aber nicht deren Sublieferanten. Insgesamt sei das zu wenig, um glaubwürdig die wirksame Durchsetzung der Menschen- und Arbeitsrechte in den chinesischen Spielzeugfabriken nachzuweisen.

Die Aktion fair spielt wird vom Bischöflichen Hilfswerk MISEREOR, der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands, dem Nürnberger Bündnis Fair Toys und der Werkstatt Ökonomie getragen. Sie setzt sich gemeinsam mit Partnern in Asien und Europa für die Beachtung der Menschenrechte und grundlegender Arbeitsstandards in den Lieferketten der Spielzeugfirmen ein. Spielzeughersteller und -handel fordert die Aktion fair spielt auf, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, die das sicherstellen. In einer laufend aktualisierten Firmenübersicht informiert die Aktion fair spielt auf ihrer Website darüber, welche Unternehmen sich an dem Programm des Weltverbandes der Spielzeugindustrie zur ethischen Produktion von Spielzeug beteiligen und welche nicht.

Quelle: Aktion "fair spielt" (ots)

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