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Religionssoziologe begrüßt EKD-Debatte über Kirchensteuer-Rabatt

Archivmeldung vom 10.08.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.08.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
"Die Heilige Kirche" hatte schon immer ein Händchen für Geldgeschäfte, auch Jesus mußte Geldmacher aus dem Tempel werfen (Symbolbild)
"Die Heilige Kirche" hatte schon immer ein Händchen für Geldgeschäfte, auch Jesus mußte Geldmacher aus dem Tempel werfen (Symbolbild)

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack hält die Debatte in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über einen Kirchensteuer-Rabatt für junge Mitglieder für grundsätzlich angemessen.

"Der Grundgedanke hinter den aktuellen EKD-Überlegungen geht in die richtige Richtung", sagte Pollack der "Welt". Denn bei jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren sei "die statistische Austrittswahrscheinlichkeit in der Tat sehr hoch", so der stellvertretende Sprecher des Exzellenzclusters "Religion und Politik" an der Universität Münster.

"Für diese Menschen, die sich aus den engeren familiären Bindungen lösen und materiell wie ideell selbstständig werden müssen, werden sich die Kirchen viele neue Angebote überlegen müssen", sagte Pollack. Er sagte aber auch, dass unter jenen Angeboten "Kirchensteuerrabatte wohl nur eines sein können und vielleicht nicht das Wichtigste sind". Vor hohen Erwartungen an eine solche Maßnahme warnte Pollack: "Dass die Kirchensteuerersparnis das entscheidende Motiv für Kirchenaustritte sei, wird zwar immer wieder behauptet, trifft aber nach unseren Befunden nicht zu."

Vielmehr lägen "die wichtigeren Gründe für Austritte in religiöser Indifferenz, also in der Gleichgültigkeit gegenüber den zentralen kirchlichen Anliegen, sowie in einem Misstrauen gegenüber der kirchlichen Institution, der man keine Glaubwürdigkeit zubilligt". Die Kirchensteuern spielten "demgegenüber eine untergeordnete Rolle". Insofern sei "zunächst einmal Skepsis" gegenüber der Vorstellung angebracht, man könne die Zahl der Kirchenaustritte reduzieren, wenn man die Kirchensteuer reduziert.

"Ob religiös indifferente und kirchlich kaum verbundene Menschen, die einen beachtlichen Anteil der Kirchenmitglieder ausmachen, letztlich in der Kirche bleiben oder nicht, hängt weniger vom Geld ab als davon, inwieweit Kirchenzugehörigkeit in der Familie verankert und im sozialen Umfeld geschätzt ist." Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hatte zuletzt in der "Welt" über EKD-interne "Überlegungen" gesprochen, ob es "vernünftig" sei, bei Berufseinsteigern wegen der dort besonders hohen Austrittszahlen "mit der Kirchensteuer eventuell noch zu warten oder sie zu reduzieren".

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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