Studie: Hälfte der Deutschen misstrauen der Politik
Immer mehr Deutsche misstrauen der Politik. Das geht aus dem Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung hervor, über den die Wochenzeitung "Die Zeit" berichtet. "Die Menschen misstrauen der Politik, und das hat in den letzten zwei Jahren zugenommen", sagte Yasemin El-Menouar, Leiterin des Religionsmonitors, der "Zeit". Im Jahr 2022 seien es noch 42 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung gewesen, im vergangenen Jahr 2024 bereits 48 Prozent.
"Das ist besorgniserregend", so El-Menouar, zumal mit diesem Misstrauen
oft Verschwörungsglaube einhergehe. Die Soziologin verantwortet die
aktuelle Studie "Verschwörungsglaube als Gefahr für Demokratie und
Zusammenhalt", über deren Kernergebnisse die Wochenzeitung berichtet. 28
Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland halten es demnach
für wahrscheinlich, dass geheime Organisationen großen Einfluss auf die
Politik ausüben. 17 Prozent glauben, es könnte gut sein, dass der Staat
alle Bürger genau überwacht.
Aktuell liegt der Anteil der
"Verschwörungsanfälligen" hierzulande bei 15 Prozent, das sind mehr als
zehn Millionen Menschen - so die Studie. Besonders anfällig für
Verschwörungserzählungen sind Männer im Alter zwischen 30 und 45. Ihr
Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt 24 Prozent, allerdings stellt
diese Gruppe 43 Prozent der "Verschwörungsfundamentalisten" und ist
damit klar überrepräsentiert.
"Die andere Gruppe, die zahlenmäßig
heraussticht, sind Menschen mit Migrationsgeschichte und Muslime.
Letztere sind in der Gesamtbevölkerung mit acht Prozent vertreten, unter
den Verschwörungsanfälligen mit 14, und unter den
Verschwörungsfundamentalisten mit 23 Prozent", sagte El-Menouar. Eine
frühere Studie habe gezeigt, "dass Muslime häufiger antisemitische
Einstellungen haben". Zugleich seien Muslime aber auch selber Opfer von
Verschwörungstheorien und leiden "unter massiven Anfeindungen".
Das
liegt auch am Verschwörungsglauben im rechten politischen Spektrum: 45
Prozent der Menschen aus diesem Milieu hängen dem Religionsmonitor
zufolge Verschwörungserzählungen an: "Sie haben auch häufiger Vorbehalte
gegenüber Migration und Vielfalt, was anschlussfähig an antisemitische
und antimuslimische Ressentiments ist."
57 Prozent aller
Verschwörungsanfälligen finden, dass Muslimen die Einwanderung nach
Deutschland verboten werden sollte. "In der Gesamtbevölkerung sind es
mit 45 Prozent aber auch schon viele, die so denken", sagte El-Menouar.
Quelle: dts Nachrichtenagentur