Tibeter verhaftet, weil er Schafe vor der Schlachtung rettete
Archivmeldung vom 20.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWie Radio Free Asia am 9. Januar berichtet, haben die chinesischen Behörden in dem westtibetischen Landkreis Dhingri einen dort sehr populären Mann verhaftet, weil dieser zahlreiche Schafe und Ziegen vor dem Schlachthof gerettet hatte.
Der Quelle von IGFM zufolge war der Grund, weshalb Pempa, der nur unter diesem Namen
bekannt ist, in Haft genommen wurde, anfänglich unklar: "Man weiß nicht genau,
warum er verhaftet wurde. Die Behörden haben seiner Familie gegenüber keine
Angaben gemacht. Aber wie ich hörte, vermuten die Tibeter hier, die chinesischen
Behörden könnten ihn verdächtigen, er habe durch seine Rettung der Schafe und
Ziegen zu einem langen Leben für Seine Heiligkeit den Dalai Lama beitragen
wollen."
Pempa, der in den Fünfzigern ist, war der Vorsteher des Dorfes
Tsakor im Kreis Dhingri. Dort wurde er auch festgenommen und vorläufig
inhaftiert, ehe er einige Tage später nach Shigatse gebracht wurde.
Dorfvorsteher
Wie der Kontaktmann weiter berichtet, durchsuchte die
chinesische Polizei Pempas Haus und fand dabei zwei CDs mit
Kalachakra-Belehrungen, die der Dalai Lama 2005 in Indien erteilt hatte.
Sie nahmen ferner alle Schafe und Ziegen mit, die Pempa vor dem Metzger
gerettet hatte, oder solche, die von in Nepal und den Grenzgebieten lebenden
alten und kranken Tibetern gespendet worden waren, weil sie sie vor dem
Schlachten retten wollten und hofften, sich auf diese Weise Verdienste zu
erwerben.
Eine weitere Quelle aus der Gegend bestätigte Pempas Festnahme:
"Er ist mit Sicherheit in Shigatse inhaftiert, aber es erging noch kein Urteil
gegen ihn. Ich habe auch gehört, daß er verhaftet wurde, weil er die Schafe vorm
Schlachten bewahrt hatte".
Ein örtlicher Kader der Kreisverwaltung sagte,
er kenne keine Einzelheiten des Falles. "Am besten, Sie fragen den Chef des
Komitees für politische und juristische Angelegenheiten des Kreises Dhingri",
antwortete er dem tibetischen Dienst von RFA, "denn der Kreisvorsteher ist nicht
da. Er ist zu den chinesischen Neujahrsfeierlichkeiten gereist". Der Chef des
besagten Komitees meinte jedoch auch, er sei mit Pempas Fall nicht
vertraut.
Beamte "in Unkenntnis"
"Ich wurde erst kürzlich in den Kreis
Dhingri versetzt und weiß daher gar nichts hierüber", sagte der zuständige
Beamte. "Ich habe mich bei meiner neuen Dienststelle im Kreis Dhingri gemeldet,
befinde mich aber derzeit noch in Shigatse. Daher weiß ich nichts über diesen
Fall."
Anrufe während der Dienststunden bei den Polizeibehörden von
Dhingri und Shigatse blieben unbeantwortet.
Dorfbewohner berichten, die
von Pempa betriebene Teestube sei seit seiner Festnahme geschlossen und seine
Familie habe ihn noch nicht besuchen können. Sie fügten hinzu, Pempa sei kurz
nach einer Umbesetzung in der Kreisverwaltung von Dhingri verhaftet worden.
Der Dalai Lama appellierte 2006 während seiner traditionellen
Kalachakra-Belehrungen im mittelindischen Amaravati an die in Tibet lebenden
Tibeter, sie sollten gefährdete Tierarten schützen und deren Felle nicht mehr
für ihre Kleidung verwenden.
Tibetische Buddhisten retten häufig Schafe und Ziegen, weil sie glauben, wenn sie anderen "fühlenden Wesen" das Leben retten, so würde dies ihr eigenes verlängern. Das Retten von Tieren vor der Schlachtung wird von Lamas als eine Form der spirituellen Praxis empfohlen.
Quelle: Pressemitteilung Internationale Gesellschaft fur Menschenrechte (IGFM)