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Dammbruch in Brasilien: Von sechs auf 1000 Mandanten - Klage gegen den TÜV Süd

Archivmeldung vom 25.01.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.01.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: "obs/Göhmann Rechtsanwälte & Notare"
Bild: "obs/Göhmann Rechtsanwälte & Notare"

Zum Jahrestag des Dammbruchs einer Eisenerzmine nahe der brasilianischen Kleinstadt Brumadinho am 25.01.2019 mit 256 Toten und verheerenden Umweltschäden, erweitern die deutsche Kanzlei Göhmann und die englische SPG LAW ihre Klage gegen die TÜV SÜD AG als Verantwortliche für Verhaltensweisen der TÜV SÜD Bureau, ihr brasilianisches Tochterunternehmen.

Anhand der mittlerweile abgeschlossenen Ermittlungen der brasilianischen Staatsanwaltschaft und eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses lässt sich der Ablauf der Katastrophe wie folgt rekonstruieren:

Durch den Bruch des noch vier Monate zuvor von der TÜV SÜD Bureau als sicher eingestuften Dammes am 25.01.2019, kurz nach Mittag, wurde eine Lawine ausgelöst. Die 13 Millionen Kubikmeter hochgiftiger Minenschlamm verschütteten Gebäude auf dem Minengelände, Siedlungen in der Nähe von Brumadinho, verseuchten das Trinkwasser und töteten mindestens 256 Menschen. Das Ökosystem des Flusses Paraopeba gilt seitdem als zerstört. Im Juli 2019 verurteilte ein brasilianisches Gericht die Betreiberfirma Vale S.A., für alle Schäden aufzukommen.

Viele Angehörige der Opfer sehen die Verantwortung für das Unglück aber nicht allein bei Vale S.A., sondern in gleichem Maße bei der deutschen TÜV SÜD AG. Das Gutachten von deren brasilianischer Tochtergesellschaft vom September 2018 stellte die Grundlage für die Betriebsgenehmigung des Dammes dar, listete aber bereits eine Reihe von Mängeln auf. Dennoch zertifizierte es die Standfestigkeit. Die Menschenrechtsorganisation ECCHR, die ebenfalls Strafanzeige gegen die TÜV SÜD AG erstattet hat, wirft gleichfalls den Prüfern vor, dem Damm wider besseren Wissens Stabilität bescheinigt und damit die Katastrophe ermöglicht zu haben.

Die Kanzlei Göhmann hat bereits im Oktober 2019 die erste Klage im Namen von sechs Mandanten beim Landgericht München gegen die TÜV SÜD AG eingereicht. "Diese Freigabe des Staudamms durch die TÜV-Prüfer hätte niemals erteilt werden dürfen." sagt Prof. Dr. Ulrich von Jeinsen, verantwortlicher Göhmann-Partner. "Die bescheinigte Stabilität war zu dieser Zeit nicht gegeben. Wir sehen ein Fehlverhalten sowohl des TÜV SÜD Bureau wie auch der deutschen Muttergesellschaft, die ihre brasilianische Tochter in dieser Sache an der kurzen Leine geführt hat. Das führt zu einer gesamtschuldnerischen Haftbarkeit der Konzernmutter in Deutschland".

Die Anzahl der Klienten der hannoverschen Anwälte wird sich jetzt drastisch erhöhen. "Die in München erhobene Klage ist nur der Anfang. SPG LAW und Göhmann haben in dieser Angelegenheit ca. 1000 individuelle Personen und mehrere Gemeinden als Mandanten. Die jetzt zur Verfügung stehenden Ergebnisse der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in Brasilien belegen eindeutig die Versäumnisse des TÜV Süd. Nachdem jetzt die Finanzierung steht, werden sukzessive für die weiteren Mandanten die Klagen erhoben, wenn es nicht zu einer einvernehmlichen Lösung kommt. Ich gehe von einer Gesamtforderung gegenüber der TÜV Süd AG von nicht unter 20 Millionen Euro, allein für moralischen Schadensersatz bei den Familien, aus. Schadensersatz für die Beseitigung der Umweltschäden ist derzeit unübersehbar", erklärt Rechtsanwalt Ulrich von Jeinsen.

Quelle: Göhmann Rechtsanwälte & Notare (ots)

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