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Geschäftsmann soll Jugendämter um hunderttausende Euro betrogen haben

Archivmeldung vom 26.07.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.07.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Thorben Wengert  / pixelio.de
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de

Ein bereits vorbestrafter Geschäftsmann soll mehrere Jugendämter in bis zu sechs Bundesländern um mehrere hunderttausend Euro betrogen haben. Das ergaben gemeinsame Recherchen der Politikmagazine "exakt" (MDR) und "Kontrovers" (BR). Demnach hat Alois B. von 2013 an öffentliche Gelder von Jugendämtern beispielsweise aus Sachsen, Bayern und Brandenburg mutmaßlich veruntreut. Derzeit ermitteln den Recherchen zufolge fünf Staatsanwaltschaften gegen B. Das Amtsgericht Berlin Tiergarten hat bereits Anklage gegen B. wegen Betruges und Wirtschaftsdelikten erhoben.

Alois B. soll nach Aussagen mehrerer ehemaliger Angestellter mit seinen Firmen die Betreuung für schutzbedürftige Kinder und Jugendliche in freier Trägerschaft übernommen haben. Dafür habe er von Jugendämtern Geld kassiert, dieses aber nur zum Teil zweckgemäß eingesetzt. Mehrere Erzieher und Sozialarbeiter berichten, sie hätten monatelang keinen Lohn erhalten. Es gäbe Außenstände bei Sozialversicherungen und Vermietern. Außerdem sei zumindest in einer Einrichtung das Geld für das Essen der Jugendlichen zu knapp bemessen gewesen.

Möglich wurde der mutmaßliche Betrug nach Einschätzung von Experten durch die fehlende personelle Ausstattung der Ämter und die mangelhafte Vernetzung der Jugendämter untereinander. Der Amtsdirektor des Jugendamtes Tempelhof-Schöneberg in Berlin, Rainer Schwarz, sagte MDR-"exakt": "Über Ländergrenzen hinweg ist die Vernetzung tatsächlich schwierig. Man verständigt sich, wenn man mal jemanden erreicht. Aber es gibt keine strukturierte Vernetzung."

Der familienpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Marcus Weinberg (CDU), zeigte sich schockiert über die Vorfälle. "Dass es mehreren Jugendämtern in diesem Fall nicht mal aufgefallen ist, dass kein Führungszeugnis und keine Betriebserlaubnis vorliegen, macht mich fassungslos", sagte Weinberg.

Mehr dazu unter https://mdr.de/investigativ.

Quelle: MDR Exklusiv-Meldung (ots)

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