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Terrortrio: Beschuldigter Holger G. kooperiert und macht umfangreiche Aussage

Archivmeldung vom 07.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Fahndungsplakat zu den Ermittlungen gegen die Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund. Bild: Deutsches Bundeskriminalamt
Fahndungsplakat zu den Ermittlungen gegen die Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund. Bild: Deutsches Bundeskriminalamt

Der als Unterstützer des mutmaßlichen Terrortrios Beate Z., Uwe B. und Uwe M. verhaftete Holger G. kooperiert mit den Ermittlungsbehörden und hat umfangreich ausgesagt. Wie das Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" berichtet, belastet G. einen ebenfalls inhaftierten langjährigen NPD-Funktionär schwer.

Nach eigenen Angaben unterstützte G. die Neonazis im Untergrund noch im Mai 2011. Dabei sei es um einen neuen Reisepass für B. gegangen. Als er gezögert habe, hätten ihm die drei gesagt, dass es kein Zurück mehr gebe. Nach zehn Jahren sei es fürs Kneifen zu spät. G. half erneut. Zuvor hatte er das Trio mit einem Führerschein, Krankenkassenkarten und einer ADAC-Karte versorgt. Bereits kurz nach dem Abtauchen der drei Neonazis 1998 habe der NPD-Funktionär ihn um Geld für die Flüchtigen gebeten, gab G. gegenüber Ermittlern zu Protokoll. Er habe daraufhin 3.000 Mark gespendet. 2000 oder 2001 habe der NPD-Funktionär ihn gebeten, einen ersten Reisepass für B. erstellen zu lassen. Für ein Passfoto habe er sich auf Anweisung eigens einen Schnauzbart wachsen lassen und eine Brille aufgesetzt. Den Pass habe er konspirativ auf dem Zwickauer Bahnhof übergeben. Den Kontakt zu den Flüchtigen stellte demnach der NPD-Funktionär her, der ihm eine geheime Telefonnummer gegeben habe. In seiner Vernehmung gestand G. zudem, dass er im Auftrag des NPD-Funktionärs 2001 oder 2002 eine Waffe zu den Flüchtigen gebracht habe. Er habe eine Reisetasche mit einem Stoffbeutel transportiert, den ihm der NPD-Funktionär gegeben habe und in dem er eine Pistole ertastet habe. Auf seine Fragen habe der NPD-Mann geantwortet, es sei besser, wenn er, G., nicht wisse, was die drei damit vor hätten. Z. holte ihn laut der Vernehmung am Zwickauer Bahnhof ab und brachte ihn in ein Mehrfamilienwohnhaus, wo B. und M. warteten. Einer von beiden habe die Pistole ausgepackt und durchgeladen. Danach will sich G. geweigert haben, weitere Kurierdienste für das Trio zu übernehmen; mit Waffen wolle er nichts zu tun haben. Bis auf ein paar Unterbrechungen habe G. allerdings weiterhin ein- bis zweimal pro Jahr mit ihnen telefoniert. Im Jahr 2005 hätten die drei unvermittelt vor der Tür von G.s Wohnung in Hannover gestanden. Etwas später habe ihn das Trio gebeten, einen Führerschein zu besorgen. Die Gebühr hätten sie ihm erstattet.

Nach der Festnahme Holger G.s im November 2011 versäumte es das Bundeskriminalamt offenbar, den Arbeitsplatz des Beschuldigten zu durchsuchen.

Mordanschlag in Duisburg: Spur führt Ermittler offenbar zu Neonazis der NSU

Die rechtsextreme Zwickauer Terrorzelle ist möglicherweise für einen zweiten Mordanschlag im Ruhrgebiet verantwortlich. Wie die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" berichtet, prüft das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen, ob ein bis heute ungeklärt gebliebener versuchter Mord in Duisburg-Meiderich am 15. Dezember 2003 von Mitgliedern der Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) begangen worden ist. Die Nazi-Terrorzelle war im November aufgeflogen. Der Generalbundesanwalt macht sie bisher für neun Morde, darunter einen in Dortmund, zwei Sprengstoffanschläge und 14 Banküberfälle verantwortlich. Weitere unbekannte Tötungsdelikte des Neonazi-Trios Uwe M., Uwe B. und Beate Z. schließt das Bundeskriminalamt nicht aus. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Duisburg, Detlev Nowotsch, bestätigte der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", die Akte des Anschlags vom 15. Dezember 2003 sei inzwischen an das Landeskriminalamt geschickt worden, um dort auf einen NSU-Hintergrund überprüft zu werden. Anlass ist offenbar eine vergleichbare Tatwaffe. Der Meidericher Anschlag, den das Opfer, der türkischstämmige Gastwirt Y., durch einen Zufall überlebte, wurde mit einem ferngesteuerten Schussapparat durchgeführt. Ein Apparat ähnlicher Bauart wurde nach WAZ-Informationen in dem abgebrannten Haus der Verdächtigen Beate Z. in Zwickau gefunden. Die damalige Tat war spektakulär: Y. verließ gegen zwei Uhr früh seine Gastwirtschaft in Meiderich, setzte sein Auto rückwärts aus dem Privatparkplatz und überfuhr dabei einen installierten Draht. Dieser löste die auf einem Bahndamm errichtete Selbstschussanlage aus, die genau auf die Kopfhöhe des Fahrers ausgerichtet war. Der Schuss, der durch die Windschutzscheibe ging, traf Y. allerdings nur in den Oberarm, weil er sich nach seinem heruntergefallenen Handy gebückt hatte. Das Opfer wurde schwer verletzt.

Obwohl die Polizei zahlreiche Spuren in das private und wirtschaftliche Umfeld des Opfers verfolgte, verliefen die Ermittlungen ohne Ergebnis. Die Experten der Polizei fanden damals allerdings Hinweise, dass die Selbstschussanlage bereits mehrfach genutzt worden war.

Neue Spuren zu Nagelbomben-Anschlag auf Computer der Zwickauer Terrorzelle

Auf dem Computer der Zwickauer Terrorgruppe NSU haben Ermittler des Bundeskriminalamts (BKA) einem Medienbericht zufolge neue Indizien dafür gefunden, dass die Rechtsextremisten Uwe B. und Uwe M. für den Kölner Nagelbomben-Anschlag von 2004 verantwortlich sind. Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" meldet, waren auf der Festplatte Dateien zu dem Fall gespeichert, die im NSU-Propaganda-Film auftauchten. Die Dateien würden "gerri auf kamera.avi", "max auf kamera.avi" und "max auf kamera von hinten.avi" heißen. Die Dateinamen führen laut "Focus" direkt zu B. und M.. Nach Erkenntnissen der Ermittler nutzte B. den Spitznamen "Gerri". M. lebte unter dem Pseudonym "Max B.". Die Sequenzen zeigen Bilder einer Überwachungskamera, mit denen nach den Tätern gefahndet worden war. Zu sehen sind zwei Männer, die Fahrräder zum Anschlagsort schieben. Auf einem der Räder war die Bombe deponiert. Die Fahnder gehen inzwischen davon aus, dass der Film in der Zwickauer Wohnung des Trios hergestellt wurde. Als Urheber des Streifens gilt nach wie vor der inhaftierte André E..

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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