Internes Gutachten des Verteidigungsministeriums: Bundeswehr ist dramatisch schlecht organisiert
Archivmeldung vom 16.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittLaut einem internen Gutachten des Verteidigungsministeriums, das der ZEIT vorliegt, leiden die Auslandseinsätze die Bundeswehr von der Basis bis zur Militärspitze unter unsachgemäßer Führung. Eine Expertengruppe von hochrangigen ehemaligen Generalen schildert in dem 55-Seiten-Bericht eine Vielzahl von gravierenden Organisationsmängeln, unter denen die deutschen Streitkräfte zu leiden hätten, wie die ZEIT berichtet.
Die Bundeswehr, so legt der Bericht ausführlich dar, leide unter einem Mangel an kohärenter Führung, fehlender strategischer Planung, teilweise bizarrer Bürokratie und einer kleinkarierten Kontrollwut des Berliner Ministeriums. Zudem operiere das Kommando Spezialkräfte weitgehend an der Einsatzzentrale in Potsdam vorbei. Das so entstandende Eigenleben der KSK berge "große Risiken für die Sicherheit im gesamten Operationsgebiet und für Leib und Leben der dort eingesetzten Soldaten".
Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe (SPD), bestätigte gegenüber der ZEIT die Eindrücke der Generale. "Vieles", sagt Robbe, "ist sehr zutreffend beschrieben. Ich hätte manches genauso formuliert." Nach seiner Auffassung fehle es vor allem an einer ressortübergreifenden Strategieplanung für die Auslandseinsätze der Bundeswehr.
Die Expertenkommission, im
Februar 2007 vom Verteidigungsministerium eingesetzt, wurde vom
ehemaligen Oberbefehlshaber der Afghanistan-Schutztruppe, Norbert van
Heyst, geleitet. Sie recherchierte fünf Monate lang in den wichtigsten
Dienststellen der Bundeswehr.
Quelle: DIE ZEIT