"Kontraste": Schließung einer Kinderklinik - Krankenhauskonzern Asklepios täuschte die Öffentlichkeit
Archivmeldung vom 20.07.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.07.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttIm Streit um die Schließung einer Kinderklinik hat der Klinikkonzern Asklepios mehrfach die Unwahrheit gesagt. Das zeigen Recherchen des ARD-Magazins "Kontraste". Der Konzern hatte die Kinderklinik im mecklenburgischen Parchim Ende letzten Jahres geschlossen und damals erklärt: "Es ist der reine Ärztemangel, der uns dazu zwingt, das Versorgungsangebot einzustellen."
Nun muss der Konzern einräumen, dass er dem Chefarzt und zwei Assistenzärzten selbst gekündigt hat. Die Kündigung des Chefarztes hatte Asklepios im Dezember gegenüber "Kontraste" noch schriftlich bestritten. Mit den Recherchen konfrontiert, teilt Asklepios nun schriftlich mit: "Es trifft zu, dass wir dem Chefarzt ... gekündigt haben."
Auch andere, frühere Aussagen entpuppen sich als falsch: "Wir hatten keine einzige Bewerbung", hatte der Geschäftsführer der Klinik öffentlich erklärt, um die Schließung der Klinik zu erklären. Jetzt räumt Asklepios ein: Es habe eine Bewerbung gegeben, doch die Ärztin habe sich "trotz großzügigem Vertragsangebot" nicht mehr gemeldet. "Kontraste"-Recherchen zeigen: Auch diese Aussage stimmt nicht.
Der Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Prof. Andreas Crusius, ist der Ansicht, dass die Klinik gar keine Kinderärzte finden wollte: "Man hatte kein Interesse, die Kinderklinik zu erhalten", sagte Crusius gegenüber "Kontraste". Denn: Kinderkliniken seien ein Kostenfaktor. Asklepios bestreitet wirtschaftliche Gründe bei der Schließung.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig kritisiert das Vorgehen von Asklepios bei der Schließung der Klinik gegenüber "Kontraste". Das Land habe aber leider kaum Einfluss darauf. Zukünftig will sie dafür sorgen, "dass Politik bestimmt, welche Gesundheitsversorgung vor Ort stattfindet, und nicht Konzerne nach ihrer Gewinnorientierung", sagte Schwesig.
Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)