Schriftsteller Tellkamp fürchtet "Bürgerkrieg" als Folge der Euro-Krise
Archivmeldung vom 20.09.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDer Schriftsteller Uwe Tellkamp fürchtet einen "Bürgerkrieg" als Folge der Euro-Krise. Seine Sorge sei, "dass man in einen Bürgerkrieg geraten könnte, mit Heimwehr und Privatpolizei", sagte der Autor im Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit". "Das Geld ist irgendwann weg. Die Nahrungsmittel kommen nicht mehr aus dem Supermarkt. Dann beginnen wieder die elementaren Verteilungskämpfe. Dann, denke ich, wird es wieder marodierende Banden geben."
Dies sei eine "Grundfurcht, die ich hier bei vielen sehe." Die weltweite Finanzkrise hält der Autor des Wendezeit-Bestsellers "Der Turm", dessen Verfilmung am 3. und 4. Oktober in der ARD gezeigt wird, für eine bisher nicht gekannte Form des Krieges. "Ich habe den Eindruck: Das ist ein moderner Krieg", sagte Tellkamp. "Das ist nicht mehr der klassische Konflikt, in dem Parteien mit Waffen aufeinander losgehen, Armeen aufeinander zumarschieren", so der Autor.
Jemand, dem man sein ganzes Geld wegnehme, sei auch physisch vernichtet. "Selbst wenn kein Blut fließt." Die Ostdeutschen hält der gebürtige Dresdner für geübter darin, Krisen wie die jetzige zu überstehen. "Im Grunde stand unser Leben - das meiner Generation - schon immer auf der Kippe. Wir hatten immer Krise als Ostdeutsche", sagte er in dem Gespräch. "Wir sind aufgewachsen, als die DDR kriselte. Wir waren noch jung, da ging sie zugrunde. Das war Krise hoch drei. Dann fing ich an, Medizin zu studieren, und bekam gesagt: Wenn Sie mal weiße Kittel tragen wollen, werden Sie Frisör! Sie studieren direkt in die Arbeitslosigkeit", so Tellkamp.
Der 43-jährige lebt nach Jahren in Westdeutschland heute wieder im Dresdner Viertel Weißer Hirsch, in dem auch sein Roman "Der Turm" spielt. Inzwischen schreibt Tellkamp an einer Fortsetzung der Erzählung, die die Figuren des "Turms" durch die Nachwendezeit begleiten und den Titel "Lava" tragen soll.
Quelle: dts Nachrichtenagentur