Tödlicher Unfall auf der A66: Beschuldigte beklagen Vorverurteilung
Archivmeldung vom 15.02.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNach dem tragischen Unfall auf der A66 bei Hofheim vor anderthalb Jahren äußern sich erstmals zwei der Beschuldigten öffentlich. Bei dem Unfall kam es zur Kollision mehrerer Fahrzeuge, darunter ein Lamborghini. Das Auto einer 71-Jährigen geriet in Brand; sie starb in dem Fahrzeug. Im Interview mit dem Rechercheformat STRG_F (NDR/funk) beklagen nun zwei der Beschuldigten die öffentliche Vorverurteilung.
Damals hätten sich viele auf den Befund eines illegalen Autorennens und Mord festgelegt, obwohl die Ermittlungen noch ausstanden. "Stellen wir uns mal vor, wir hätten alle keine Lamborghinis, sondern Autos, die 5000 Euro im Wert sind", so Navid F. im Interview mit STRG_F. "Hätte man das wirklich als illegales Autorennen bezeichnet?" Nach dem Unfall habe der Influencer Tausende Hassmails sowie Todesdrohungen erhalten. Auch Zeitungen und die Politik hätten sich schnell festgelegt. "Die sehen das Auto und sagen: 'Schwarzkopf', da muss er kriminell sein", so Navid F.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat den Vorwurf des Mordes wenige Tage nach dem Unfall fallengelassen. Verursacher des tödlichen Unfalls sei nicht der Sportwagenfahrer Navid F. gewesen, sondern ein 57-jähriger Pfarrer, der mit seinem Opel ohne zu Blinken auf die linke Spur gezogen sei. Ein Video beweise dies. Gegen den Pfarrer wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, gegen die beschuldigten Sportwagenfahrer bleibt der Vorwurf des illegalen Autorennens bestehen.
Auch der zweite Beteiligte weist eine Rennabsicht von sich, auch wenn er seine Fahrweise als Fehler einräumt. "Ich gebe zu, das war ein rasantes Fahren", so Ramsy A. "Aber das heißt nicht, dass ich ein Raser bin oder jemand, der jeden Tag so fährt." Er fahre mit seinem Lamborghini auf Rennstrecken in Dubai oder Abu Dhabi, da brauche er keine deutsche Autobahn.
Im Interview mit STRG_F äußert sich Ramsy A. auch dazu, warum er nach dem Unfall monatelang untergetaucht ist. Dies sei auf Anraten seines Anwalts geschehen, der immer Kontakt zu den Behörden gehabt habe. "Ich war in Deutschland, jeder hat gedacht, ich bin irgendwo in Dubai", so Ramsy A. "Aber wenn ich abhauen wollte, wäre ich vom ersten Tag weg gewesen." Er habe unter Schock gestanden, weil überall der Mordvorwurf erhoben worden sei. Deshalb habe er gewartet, bis sich eine Lösung ergebe. "Ich habe nichts verbrochen", so Ramzy A. Seine Fahrweise habe er dennoch seit dem Unfall geändert.
Auch der Beschuldigte Navid F. äußert sich zur grundsätzlichen Problematik des Autofahrens. "Eine Familie hat einen sehr geliebten Menschen verloren", so Navid F. "Innerhalb von Sekunden kann so ein Unfall passieren und Leben wegnehmen. Das ist sehr schlimm."
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt dauern noch an.
"Der Film mit den Interviews zum Unfall auf der A66 läuft am Dienstag, 15. Februar, ab 17.00 Uhr auf STRG_F (YouTube). STRG_F wird vom NDR für funk produziert.
Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)