Mindestens 25 Straftaten bei Protesten in Chemnitz
Archivmeldung vom 03.09.2018
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.09.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttIm Zuge der Protestkundgebungen in Chemnitz hat es am Samstagabend mindestens 25 Straftaten gegeben. Das teilte die Polizei mit. Dabei handelte es sich um Sachbeschädigungen, Körperverletzungen, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Weitere Sachverhalte würden derzeit noch aufgearbeitet, so die Polizei.
Abseits der Demonstrationsorte im Innenstadtbereich wurde gegen 19:35 Uhr im Chemnitzer Ortsteil Markersdorf ein 20-jähriger Afghane von vier vermummten Personen angegriffen und geschlagen.Der Mann erlitt leichte Verletzungen. Die Polizei hat die Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung aufgenommen. Im Zuge der Ermittlungen müsse geprüft werden, ob es sich bei den Tätern möglicherweise um ehemalige Versammlungsteilnehmer gehandelt habe, so die Polizei.
Im Bereich des Roten Turmes wurden durch die Polizei vorübergehend rund 300 Personen festgehalten. Diese hatten offenbar versucht, in Gruppen zur Versammlung des AfD-Landesverbandes vorzudringen.
Insgesamt seien 9.500 Personen bei den Protestkundgebungen gewesen, hieß es. Die Polizei war mit 1.800 Einsatzkräften vor Ort, dazu viele Beamte aus anderen Bundesländern.
Der überwiegende Teil der Versammlungsteilnehmer beider Seiten habe sich aber friedlich verhalten. Es gebe aber auch Personen, "die Gewalt suchen", so die Polizei.
Der MDR berichtete am Abend, ein Eiscafé auf
der Straße der Nationen sei verwüstet worden. Augenzeugen würden die Tat
Antifa-Anhängern zuordnen, so der Sender. Auch Journalisten und
Kamerateams sollen angegriffen worden sein. Mehrere Tausend Menschen
unterschiedlicher Gesinnung waren am Samstagnachmittag zu verschiedenen
Protestaktionen zusammengekommen.
Bei einem von AfD und Pegida
organisierten "Schweigemarsch" liefen ab kurz nach 18 Uhr Demonstranten
mit zahlreichen Deutschlandfahnen und mit Björn Höcke an der Spitze
durch die Chemnitzer Innenstadt. Gegendemonstranten versuchten immer
wieder, die Strecke zu blockieren. Höcke, der Chef der Thüringer AfD
ist, sagte nach der Veranstaltung: "Der Rechtsstaat hat heute vor den
Linksextremisten kapituliert. Wir waren diszipliniert und würdevoll, wie
es einem Trauermarsch gebührt. Die Demokratie in Deutschland ist nicht
mehr intakt. Wir werden sie uns mit rechtsstaatlichen Mitteln
zurückholen."
An einer Gegendemo unter dem Motto "Herz statt Hetze" gegen
Fremdenfeindlichkeit nahmen ebenfalls mehrere Tausend Menschen teil,
nach Schätzungen allerdings deutlich weniger Personen als beim "Schweigemarsch".
Gegen 20:30 Uhr waren alle größeren Versammlungen beendet.
Ausgelöst wurden die Proteste durch den gewaltsame Tod eines 35-Jährigen am letzten Sonntagmorgen und die Reaktionen darauf. Der Mann war gegen 3 Uhr früh auf dem Chemnitzer Stadtfest erstochen worden, zwei weitere Männer im Alter von 33 und 38 Jahren wurden schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehle gegen einen 23-jährigen Syrer und einen 22-jährigen Iraker. Die genauen Umstände des Tötungsdelikts sind aber weiter unklar.
Quelle: dts Nachrichtenagentur