Millionen Deutsche verschenken ihren Anspruch auf Wohngeld
Archivmeldung vom 10.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićMit der Wohngeldreform der Ampelregierung hat sich der Kreis der Wohngeldberechtigten seit 2023 deutlich vergrößert - gleichzeitig ist aber auch die Quote der Inanspruchnahme gesunken.
Mehr als fünf Millionen Deutsche hätten nach einer Simulation des
Ifo-Instituts Anspruch auf Wohngeld, nutzen ihn aber nicht, wie die
"Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtet. Genaue Zahlen über
den Wohngeldanspruch gibt es nicht, dafür fehlt es an hochwertigen
administrativen Daten in Deutschland. Aber die Ifo-Forscher konnten aus
ihrer Analyse zumindest eine Schätzung ableiten. Demnach haben 7,3
Millionen Haushalte in Deutschland Anspruch auf Wohngeld, aber nur 1,8
Millionen beziehen es im Laufe eines Jahres tatsächlich. Drei von vier
Menschen, die einen Anspruch auf Wohngeld haben, nehmen ihn also nicht
wahr.
Die Zahlen seien zwar mit Vorsicht zu genießen, sagte einer
der Autoren der Studie, Ökonom Andreas Peichl, weil sie auf einer
Simulation der aktuellen makroökonomischen Lage und Daten von vor der
Pandemie beruhen; "Die Relation zwischen Inanspruchnahme und Anspruch
sollte aber in etwa gleich sein", sagte er der FAS. Die Zahlen gehen aus
einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Klimaschutz hervor, die das Ifo-Institut am Donnerstag vorgestellt hat.
Vor
der Reform des Wohngeldes waren Forscher von einer Inanspruchnahme von
etwa 50 Prozent ausgegangen. Mit der Reform reicht der Wohngeldanspruch
nun weit in die untere Mittelschicht hinein. "Wenn man in München mit
zwei Kindern lebt, kann der Wohngeldanspruch bis 5.500 Euro
Haushaltseinkommen gehen", sagte Ökonom Peichl der FAS. Im
Bundesbauministerium von Clara Geywitz (SPD) ist man sich der Diskrepanz
zwischen Anspruch und Wirklichkeit bewusst. "Um die Inanspruchnahme des
Wohngeldes in Zukunft gezielt verbessern zu können", sagte ein
Ministeriumssprecher der FAS, würden aktuell im Rahmen eines
Forschungsprojekts am Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
"subjektive Gründe der Nichtinanspruchnahme empirisch un-ter-sucht".
Erste Erkenntnisse sollen voraussichtlich zum Jahresende vorliegen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur