AKW-Laufzeitverlängerungen nützen nur den Aktionären, nicht dem Klima
Archivmeldung vom 08.09.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittLediglich vier Prozent der Wahlberechtigten in Deutschland glauben, dass längere AKW-Laufzeiten zu sinkenden Strompreisen führen. Ebenso wenige nehmen es den Energiekonzernen ab, dass es ihnen mit dem Ruf nach verlängerten Laufzeiten um den Klimaschutz geht.
Und nicht einmal jeder Fünfte glaubt, den AKW-Betreibern gehe es dabei um mehr Sicherheit bei der Stromversorgung (18 Prozent).
Demgegenüber sind mehr als drei Viertel der Wahlberechtigten der Meinung, den Energiekonzernen gehe es mit ihrem Wunsch nach Laufzeitverlängerungen für die Atommeiler vor allem um steigende Gewinne (76 Prozent). Rund zwei Drittel glauben, dass diese Zusatzgewinne in Form höherer Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet werden (62 Prozent).
Selbst an eine Verwendung der Zusatzgewinne aus verlängerten AKW-Laufzeiten für die Modernisierung der Energieversorgung glauben nur rund ein Fünftel der Wahlberechtigten (21 Prozent). Dass die Energiekonzerne die Zusatzgewinne für Klimaschutzmaßnahmen einsetzen, glaubt nicht einmal jeder zehnte Befragte (7 Prozent).
Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zu Beginn des Wahlmonats vom Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap unter 1000 wahlberechtigten Bundesbürgern durchführen ließ. Anlass für die BUND-Umfrage sind die im Wahlkampf vor allem von Vertretern von CDU/CSU und FDP vorgebrachten Argumente, Laufzeitverlängerungen für die Atommeiler in Deutschland nützten dem Klima, sicherten die Energieversorgung und führten zur Senkung der Strompreise.
"Das Märchen, längere Laufzeiten für die Atommeiler könnten die Strompreise niedrig halten, sollten die Wahlkampfmanager von FDP und Union und auch die Manager der Energiekonzerne ad acta legen. Es glaubt ihnen sowieso keiner", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger: "Dieser Rosstäuscherei setzen die Wählerinnen und Wähler in Deutschland ihren gesunden Menschenverstand entgegen. Sie wissen, die Zusatzgewinne aus abgeschriebenen Atomkraftwerken sollen auf den Konten der Aktionäre landen. Und für eine sichere Energieversorgung und den Klimaschutz bringen Laufzeitverlängerungen ebenfalls keinerlei Vorteile."
Die Ergebnisse der Infratest-dimap-Umfrage hat der BUND heute auch den Chefmanagern der EnBW (Energie Baden-Württemberg AG) in Karlsruhe zukommen lassen. Mit der Aufstellung einer zwei Meter hohen Atom-Ausstiegsuhr auf dem Karlsruher Marktplatz am Stammsitz der EnBW forderten BUND-Aktivisten das Unternehmen außerdem auf, entsprechend dem vereinbarten Ausstiegskonsens in der kommenden Legislaturperiode die von ihm betriebenen Atommeiler in Philippsburg und Neckarwestheim stillzulegen.
Berthold Frieß, BUND-Landesgeschäftsführer in Baden-Württemberg: "Dass Atomkraftwerke, und hier besonders die ältesten, zu denen auch die beiden Reaktorblöcke Philipsburg 1 und Neckarwestheim 1 in Baden-Württemberg zählen, nicht sicher sind, haben zuletzt die Zwischenfälle im AKW Krümmel in erschreckender Weise vor Augen geführt. Diese Uralt-AKWs müssen sofort vom Netz. Der Skandal um das Atommülllager Asse belegt ebenfalls, welche negativen Auswirkungen die Stromerzeugung in Atomkraftwerken hat. Die EnBW wirbt gern mit Klimaschutzfloskeln und angeblich sinkenden Strompreisen für längere AKW-Laufzeiten. Spätestens ab heute sollten die EnBW-Manager dieses Spiel beenden, ihre wahren Interessen auf den Tisch legen und sagen, warum sie ihre abgeschriebenen Atommeiler länger laufen lassen wollen. Die Bevölkerung in Baden-Württemberg und in ganz Deutschland weiß es sowieso."
Thorben Becker, BUND-Energieexperte: "Es geht bei der anstehenden Bundestagswahl um eine Richtungsentscheidung: Entweder wird der Atomausstieg vereinbarungsgemäß umgesetzt oder längere AKW-Laufzeiten blockieren den Ausbau der erneuerbaren Energien. Wer eine verantwortungsvolle Energiezukunft will, muss jene wählen, die die Atomkraftwerke stilllegen wollen. Deshalb kann sich jede und jeder beim BUND im Internet darüber informieren, wie in seinem Wahlkreis die Kandidatinnen und Kandidaten zu einer Verlängerung der AKW-Laufzeiten stehen."
Quelle: BUND