Knapp zwei Drittel aller Frauen können Bundeswehrpräsenz in Afghanistan nicht nachvollziehen
Archivmeldung vom 04.01.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFragt man die Bundesbürger, inwieweit Sie der Aussage "Ich verstehe die Gründe, weshalb die Bundeswehr in Afghanistan stationiert ist" zustimmen, zeigt sich, dass sich 39 Prozent aller Befragten dieser Aussage anschließen, während sie durch 55 Prozent verneint wird.
Betrachtet man jedoch die in der Stichprobe enthaltenen Subgruppen, offenbart sich eine in mehrfacher Hinsicht zerrissene öffentliche Meinung.
Dies zeigt die tägliche Befragung "YouGov 12nach12" des Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov. 1000 wahlberechtigte Bundesbürger wurden im YouGov Panel Deutschland befragt.
Es zeigt sich zunächst, dass die Einschätzung von Männern und Frauen gegenteilig ausfällt. 62 Prozent der Frauen können nicht nachvollziehen, weshalb deutsche Soldaten in Afghanistan stationiert sind, lediglich 29 Prozent können es. Dagegen geben nur 47 Prozent der Männer an, dass ihnen die Gründe für die deutsche Militärpräsenz in dem zentralasiatischen Land unklar sind, während sich 50 Prozent nach eigener Aussage ausreichend über die Gründe informiert fühlen.
Darüber hinaus zeigt sich, dass in den neuen Bundesländern mehr Unklarheit über die Begründung der Truppenpräsenz vorherrscht als in den alten. In den alten Bundesländern können 53 Prozent der Befragten der Argumentation der Bundesregierung nicht folgen, in den neuen sind 61 Prozent. Die deutlichsten Unterschiede zeigen sich jedoch beim Vergleich der unterschiedlichen Wählerschaften. Lediglich die Wähler der Unionsparteien können die Gründe für die Stationierung deutscher Soldaten am Hindukusch mehrheitlich nachvollziehen (61 Prozent). Alle übrigen Wählerschaften verneinen dies: 52 Prozent der befragten FDP- und 53 Prozent der SPD-Wähler, 55 Prozent der Wähler von Bündnis 90/Die Grünen und 76 Prozent der Wähler der Linken.
Afghanistan: Mehrheit sieht keine erhöhte Terrorgefahr durch Kunduz-Affäre
Die von der Bundeswehr angeordnete Bombardierung von Tanklastzügen in der afghanischen Region Kunduz wird von Politik und Medien kontrovers diskutiert und ist Thema eines eigens eingesetzten parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) geriet durch die Kunduz-Affäre zunehmend unter Druck und verspricht eine lückenlose Aufklärung der Geschehnisse. Doch es bleibt die Frage, ob die weltweite Berichterstattung über die bei dem Angriff getöteten afghanischen Zivilisten Deutschland stärker ins Visier islamistischer Terroristen gerückt hat.
58 Prozent der befragten Bundesbürger glauben dies nicht, mehrheitlich Männer (Männer: 67 Prozent / Frauen: 49 Prozent). Eine erhöhte Gefahr für die Bundesrepublik attestiert jeder Dritte, vor allem Frauen (Frauen: 38 Prozent / Männer: 28 Prozent). Weniger besorgt zeigen sich zudem die über 50-Jährigen, von denen 62 Prozent keine erhöhte Terrorgefahr ableiten. Die vergleichsweise besorgteste Gruppe findet sich unter den 41 bis 50-Jährigen, von denen 36 Prozent eine erhöhte Gefahr vermuten. Darüber hinaus zeigen sich die Bundesbürger in den alten Bundesländern (34 Prozent) deutlich besorgter als diejenigen in den neuen Bundesländern (27 Prozent).
Bezüglich der Parteiaffinität zeigen sich lediglich geringe Unterschiede. Am wenigsten besorgt zeigen sich die Wähler von Bündnis 90/Die Grünen: 62 Prozent sehen keine erhöhte Terrorgefahr. Eine erhöhte Terrorgefahr sehen dagegen vor allem die Wähler der Linken (38 Prozent).
Quelle: YouGovPsychonomics AG