„Ökomanager des Jahres“ von WWF und ‘Capital’ zum 15. Mal verliehen
Archivmeldung vom 24.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHerbert Hainer, adidas-Salomon AG, und Wolfgang Gutberlet, tegut... Gutberlet Stiftung & Co., sind die „Ökomanager des Jahres 2005“
Herbert Hainer, Vorsitzender des
Vorstands der adidas-Salomon AG in Herzogenaurach, ist vom WWF
Deutschland und dem Wirtschaftsmagazin ‘Capital’ zum „Ökomanager des
Jahres 2005“ im Bereich Konzerne gewählt worden. Er sorgt mit
strikten Verträgen und Kontrollen dafür, dass seine mehr als 800
Zulieferfirmen in den Schwellenländern zu vertretbaren ökologischen
und sozialen Bedingungen produzieren. Dort arbeiten 440.000 Menschen
für adidas, das zweitgrößte Sportartikelunternehmen der Welt, das im
Vorjahr einen Umsatz von 6,5 Milliarden Euro erzielte.
Unter den mittelständischen Unternehmen wurde Wolfgang Gutberlet,
Vorsitzender des Vorstands der tegut... Gutberlet Stiftung & Co. aus
Fulda, ausgezeichnet. Der Lebensmittelhändler, der gut 5.000
Mitarbeiter beschäftigt, setzte 2004 mit seinen 301 Lebensmittel-
Märkten rund eine Milliarde Euro um. Zehn Prozent davon bringen
bereits Bioprodukte, deren Absatz Gutberlet besonders fördert.
Ein Sonderpreis ging in diesem Jahr an Dr. Bodo Wolf, Gründer der
CHOREN Industries GmbH in Freiberg/Sachsen. Er entwickelte eine
weltweit führende Technologie, mit der sich Biomasse – etwa Holz,
Stroh oder auch Klärschlamm – kostengünstig in Diesel oder Benzin
umwandeln lässt.
„Die Ökomanager überwinden Hindernisse, vor denen andere schon
resigniert Halt gemacht haben“, urteilt Prof. Dr. Detlev Drenckhahn,
Präsident des WWF in Deutschland, über die Leistung der diesjährigen
Preisträger.
Zum 15. Mal zeichnen der WWF Deutschland und das
Wirtschaftsmagazin ‘Capital’ die „Ökomanager des Jahres“ aus.
Dieser Umweltpreis ist einer der renommiertesten Deutschlands –
auch dank seiner herausragenden Preisträger wie Babykost-Hersteller
Claus Hipp, Versandhauschef Michael Otto oder Hans-Dietrich Winkhaus,
langjähriger Chef des Waschmittelkonzerns Henkel.
„Die seit 1990
vorgestellten Ökomanager berücksichtigen bei ihrem unternehmerischen
Handeln gleichermaßen ökologische, ökonomische und soziale Belange –
und zeigen, dass sich mit nachhaltigem Wirtschaften gutes Geld
verdienen lässt“, betont ‘Capital’-Chefredakteur Kai Stepp.
Ökomanager Konzerne:
Globalisierung mit Verantwortung
Herbert Hainer, Chef von adidas, hat den aktuellen
Geschäftsbericht unter das Motto „Impossible is Nothing“ gestellt.
Ein Ansatz, den er auch in punkto Umweltschutz verfolgt. Die
Öko-Richtlinien des Konzerns gehen über die weltweit strengsten
Gesetze hinaus. Anhand eines Computerprogramms können Schuhtypen und
-materialien auf ihre Umweltwirkungen untersucht und
Optimierungspotenziale aufgedeckt werden. Bei Textilien ließ Hainer
die Schadstoffpolitik des Unternehmens von Greenpeace überprüfen.
Zudem arbeitet adidas bei einer Initiative des WWF mit, um den
Wasserbedarf und Chemikalien- Einsatz beim Baumwollanbau zu
reduzieren.
Der Einsatz von Lösemitteln bei der Schuhproduktion wurde in den
vergangenen sechs Jahren von 140 Gramm auf 22 Gramm pro Schuhpaar
reduziert – weniger als die EU den europäischen Produzenten vorgibt.
Um solche Fortschritte realisieren zu können, berät adidas die
Hersteller dabei, den Rohstoff- und Energieeinsatz sowie die Abfall-
und Abwassermengen genau zu erfassen. Hainers Ziel ist es, die
Produzenten so fit im Umweltschutz zu machen, dass sie ihre
Unternehmen nach der internationalen Prüfnorm ISO 14001 zertifizieren
lassen können. Das haben beispielsweise die elf chinesischen
Schuhlieferanten des Konzerns bereits erreicht.
Um die Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu verbessern, ließ
Hainer Mindeststandards ausarbeiten, zu deren Einhaltung sich alle
Lieferanten verpflichten müssen.
Die Kernpunkte: korrekte Entlohnung,
keine Arbeitnehmer unter 15 Jahren, pro Woche maximal 60
Arbeitsstunden und mindestens einen Tag frei. Was in Deutschland
unzumutbar erscheint, ist in Schwellenländern ein Fortschritt.
Damit die ökologischen und sozialen Vorgaben befolgt werden,
beschäftigt adidas 34 Experten, die im Vorjahr 954 Fabrikkontrollen
durchführten. Fünf Hersteller verloren den Kontrakt, weil sie
anhaltend gegen Auflagen verstießen. Bereits bei Vorprüfungen fielen
35 von 142 Fabrikanten durch, die Aufträge suchten. Alle
Regelverstöße, die Arbeiter, Organisationen oder Medien melden, lässt
Konzernchef Hainer prüfen. Schwere Fälle werden im Internet
veröffentlicht. Und seit 2000 erstellt adidas jährlich einen
Nachhaltigkeitsbericht. Damit ist der Konzern ein Pionier in der
Branche.
Ökomanager Mittelstand:
Regionale Wirtschaft nachhaltig stärken
Während adidas-Chef Hainer global agiert, konzentriert sich
Wolfgang Gutberlet, Chef des Lebensmittelhandels-Unternehmens tegut,
auf einen Umkreis von 150 km um den Firmensitz in Fulda. In dieser
Region betreibt er 301 Lebensmittel-Märkte, von denen einer im Jahr
2004 sogar als bester Deutschlands ausgezeichnet wurde. Sein
Erfolgsrezept: Ein Warensortiment aus 600 Artikeln des Grundbedarfs
zu Aldi-Preisen, dazu ein breites Markensortiment und 1.900
Bioartikel. Diese stehen bei tegut schon für zehn Prozent des
Gesamtumsatzes, bei Obst und Gemüse sogar für 26 Prozent – Tendenz
steigend.
Zu tegut gehören die Kurhessische Fleischwaren GmbH und die
Herzberger Bäckerei, die beide auch andere Handelsgruppen beliefern.
Die erzeugten Biobackwaren reichen für 100.000 Menschen. „Würden wir
dafür konventionelle statt der ökologischen Rohstoffe verwenden,
kämen 170 Tonnen Stickstoffdünger mehr auf die Äcker“, sagt
Gutberlet.
Seine Produkte kauft der Ökomanager bevorzugt in der Heimatregion,
um sie zu stärken. So fördert er mit langfristigen Abnahmeverträgen
für 6.000 Schweine, 1.200 Rinder und 4.000 Lämmer pro Jahr die
ökologische Viehzucht im angrenzenden Mittelgebirge der Rhön – und
hilft so mit, dort die Kulturlandschaft zu erhalten. Die
konventionellen Landwirte der Region konnte er dazu gewinnen, keine
genmanipulierten Pflanzen anzubauen, damit es nicht zu unerwünschten
Einträgen in die Felder der benachbarten Biobauern kommt.
Sonderpreis:
Energiebedarf umweltschonend decken
Weil das von CHOREN-Gründer Dr. Bodo Wolf entwickelte Verfahren
nicht nur Ölsaaten, sondern die gesamte Pflanze und jedwede Biomasse
in Treibstoff umwandeln kann, ist der Ertrag hoch. Es lassen sich
damit pro Hektar 3.300 Liter Diesel erzeugen, während die übliche
Produktion aus Rapssaat nur 1.300 Liter erbringt. Weiterer Vorteil
des CHOREN-Verfahrens: Weil viele unterschiedliche Pflanzenarten
genutzt werden können, kann sich der Boden bei kluger Fruchtfolge
immer wieder auf natürliche Weise erholen.
Mit Wolfs Technik könnte Deutschland 25 Prozent seines gesamten
Treibstoffbedarfs decken, selbst wenn nur die Brachflächen für den
Biomasse-Anbau genutzt würden. Der Versorgungsgrad ließe sich noch
erheblich steigern, wenn die vielen Millionen Tonnen Herbstlaub,
Stroh, Abfallholz oder Klärschlamm, die jährlich anfallen, mit
verwendet würden.
Ein wesentlicher Vorteil von Biosprit: Es wird im Prinzip nur
soviel Kohlendioxid frei gesetzt, wie die Pflanze selbst während
ihres Wachstums aufgenommen hat – im Gegensatz zu fossilen
Energieträgern, die zusätzliche Emissionen verursachen.
Dr. Bodo Wolf hat aber nicht nur ein viel versprechendes Verfahren
entwickelt. Er konnte auch kapitalstarke Investoren für CHOREN
gewinnen – darunter DaimlerChrysler und VW als Kooperationspartner
sowie Shell als Gesellschafter. Gerade entsteht im sächsischen
Freiberg eine große Pilotanlage für 49 Millionen Euro. Sie soll Ende
nächsten Jahres in Betrieb gehen und jährlich 17 Millionen Liter
Diesel erzeugen. Die Produktionskosten des Biosprits sollen etwa
denen des konventionellen Diesels entsprechen. Die beiden beteiligten
Automobilkonzerne werden ihre Neuwagen vor der Auslieferung mit dem
CHOREN-Diesel betanken. Die Motoren müssen dafür nicht verändert
werden.
Fast alle Länder weltweit könnten nach Wolfs Verfahren Diesel aus
Biomasse herstellen. Das würde den Wettbewerb um Kohle, Erdöl und
Erdgas erheblich entschärfen.
Quelle: Pressemitteilung Capital, G+J