Lehrerverband begrüßt kommentierte Schulfassung von "Mein Kampf"
Archivmeldung vom 04.05.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Deutsche Lehrerverband hat die vom Freistaat Bayern geplante kommentierte Fassung von Adolf Hitlers Hetzschrift "Mein Kampf" begrüßt und erwartet, dass das Buch auch bundesweit in Schulen zum Einsatz kommt. "Zu einer verantwortungsvollen historischen Bildung gehört zumindest in der gymnasialen Oberstufe die kritische Auseinandersetzung mit Originalpassagen von Hitlers `Mein Kampf`", sagte Verbandspräsident Josef Kraus dem "Handelsblatt".
Insofern sei die geplante wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe sowie eine speziell für Schulen konzipierte Aufarbeitung von Hitlers Schrift der richtige Weg. "Andernfalls könnte jedermann ab 2016 nach Auslaufen des Urheberrechts Hitlers Propagandaschrift unkommentiert nachdrucken und in Umlauf bringen."
Wie Kraus sagte, ist es Aufgabe von Bildung und Erziehung, "Hitlers Hetze offenzulegen und zu entlarven". Das gelinge am besten unter Verwendung von Originalpassagen. "Einer ideologischen Ansteckung junger Menschen kann gerade dadurch vorgebeugt werden, nicht aber durch eine Tabuisierung", sagte Kraus. "Letztere böte gerade rechtsradikalen Rattenfängern die Chance, von der Unwissenheit junger Menschen und vom Reiz des Verbotenen zu profitieren."
Kraus hält auch die Sorge für unbegründet, dass eine seriöse Behandlung von Hitlers "Mein Kampf" im Unterricht nicht möglich wäre. "Die Geschichts-, Politik-, Religions-, Ethik- und Deutschlehrer an deutschen Schulen wissen um ihre Verantwortung, junge Menschen im Geiste von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu mündigen Bürgern zu erziehen", sagte der Lehrerverbands-Präsident.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Rechte an "Mein Kampf" und anderen nationalsozialistischen Hetzschriften an den Freistaat Bayern gefallen. Die seither regierenden bayerischen Landesregierungen stemmten sich rigoros gegen alle in Deutschland versuchten Nachdrucke. Weil die Urheberrechte nach 70 Jahren verfallen, ist ab 2015 die im Nationalsozialismus in Millionenauflagen erschienene Hetzschrift aber nicht mehr geschützt. Ein Runder Tisch hatte daher entschieden, eine wissenschaftlich kommentierte Ausgabe und eine ebenfalls kommentierte Schulausgabe zu erstellen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur