BKA verdächtigte im Fall el-Masri den Bundesnachrichtendienst
Archivmeldung vom 20.09.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlIm Fall des von der CIA entführten deutschen Staatsbürgers Khaled el-Masri hatte das Bundeskriminalamt (BKA) noch im Juli 2004 den Bundesnachrichtendienst (BND) einer möglichen Mittäterschaft verdächtigt.
Das berichtet das Hamburger Magazin stern
in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe unter Berufung auf ein
internes BKA-Schreiben vom 5.Juli 2004. Nach der ersten Vernehmung
des Entführungsopfers könne "nicht gänzlich ausgeschlossen werden,
dass der BND in irgendeiner Weise an der Verschleppung des el-Masri
beteiligt sein könnte", heißt es in dem Schreiben. Deshalb sei der
BND zunächst "noch nicht um Erkenntnismitteilung" gebeten worden.
Wie der stern weiter schreibt, riet der heutige BND-Präsident und
damalige Geheimdienstkoordinator im Kanzleramt, Ernst Uhrlau, der CIA
noch im April 2005 zu einer für die CIA gesichtswahrenden "Lösung"
des Entführungsskandals. Uhrlau schlug dem CIA-Europachef bei einem
Gespräch die Zahlung von "Schadensersatz" vor, dies aber unter
Umständen "unter Legende" und "ohne förmliche Anerkennung".
Laut stern stand el-Masri bereits seit Sommer 2002 unter intensiverer
Polizeibeobachtung als bisher bekannt. Nach einem Schreiben des
Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg vom Dezember 2005 galt er
als "Kontaktperson zu allen Gefährdern" aus dem Raum Ulm. Im Oktober
2003, drei Monate vor der Entführung, hatte er laut Aussagen aus
seinem Umfeld "Hetzpredigten radikaler Imame" auf Kassetten
mitgeführt und Reden von Al-Quaida-Chef Osama bin Laden "aus dem
Internet heruntergeladen".
El-Masri gelte als "Befürworter des militärischen Djihad". El-Masris Anwalt Manfred Gnjidic sagte dem stern, ihm seien diese Vorwürfe "nicht bekannt".
Quelle: Pressemitteilung stern