Sexuelle Belästigung am Max-Delbrück-Centrum offenbart problematische Machtstrukturen
Archivmeldung vom 25.10.2019
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Freigeschaltet durch André OttÜber mindestens sieben Jahre hinweg soll ein Wissenschaftler am Max-Delbrück-Centrum (MDC) in Berlin mehrere Frauen sexuell belästigt haben. Davon berichten drei Betroffene anonym der Redaktion rbb24 Recherche. Sie haben am Standort Buch gearbeitet.
Der Mann soll anzügliche Bemerkungen und unangenehme Komplimente gemacht, Sex vorgeschlagen und sie ungefragt gestreichelt und massiert haben. Er wird am Ende mit Hausverbot belegt, verlässt das Institut aber auf Basis eines Auflösungsvertrages ohne arbeitsrechtliche Konsequenzen.
Die Vorwürfe der Frauen richten sich nicht nur gegen den Wissenschaftler, sondern auch gegen die Leiterin seiner Arbeitsgruppe, eine Professorin. Sie soll die Frauen unter Druck gesetzt haben, die Vorfälle nicht zu melden. MDC-Direktor Thomas Sommer sagt, bei den Vorwürfen gegen die Professorin handele es sich nur um Gerüchte, zu einer Anzeige sei es nie gekommen. Eine der Frauen kehrt in der Folge der Wissenschaft den Rücken. Ihr Grund: Mobbing in der Wissenschaft sei weit verbreitet.
Aufgrund der Vorfälle hat im MDC eine Arbeitsgruppe nun einen neuen Verhaltenskodex erarbeitet, der zum 1. Januar 2020 in Kraft treten soll. Er enthält Vorgaben für Führungskräfte, Beschwerdeabläufe und empfiehlt Schulungen, um gegen sexuelle Belästigung und Mobbing künftig besser vorzugehen. Ähnliche Vorgaben gibt es bereits an der Charité. An anderen Berliner Forschungseinrichtungen werden derzeit Richtlinien entwickelt, darunter auch an der Max-Planck-Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes stellt am Freitag im Beisein von Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) eine Studie zum Thema "Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz" vor.
Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)