Schafskandal - Australier extra in Hamburg
Archivmeldung vom 24.06.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMerino-Lämmer aus Australien sind mit ihrer prächtigen Wolle und ihrem niedlichen Blick eine Augenweide für jeden Tierliebhaber – und das weltweit. Doch in letzter Zeit sorgten grausame Bilder über die Lämmer für ein gar nicht hübsches Bild.
Ein australischer Lehrfilm geriet in den Fokus der Öffentlichkeit und
zeigte, wie die Lämmer einem brutalen Ritual unterzogen werden. Um die
Schafe vor einer Fliegenmadenkrankheit und damit einem seichten
Hindämmern bis hin zum Tod zu schützen, zeigen australische
Schafzüchter, wie man den Lämmern bei vollem Bewusstsein Hautstücke am
Hinterteil abschneidet. Im Fachjargon wird diese Methode „Mulesing“
genannt. Übrig bleibt eine blutige Fläche rohen Fleisches, auf der nach
Heilung der Wunde keine Wolle mehr wachsen kann. Vorwürfe von PETA, die
Tiere zu misshandeln, gingen um die Welt. Daraufhin haben
amerikanische und skandinavische Warenhausketten den Import von Wolle
aus Australien boykottiert. Ein herber Rückschlag für die australische
Wollindustrie. Australien ist weltgrößter Merinowolle-Exporteur und
liefert pro Jahr Wolle im Wert von etwa 350 Millionen Euro allein nach
Europa.
Um dem Glauben zu widersprechen, dass alle australische Wolle von gequälten Schafen stamme, sind der Geschäftsführer der Bekleidungsfirma Driza-Bone Activ, Rod Williams, und sein erfahrener Schafzüchter in sechster Generation, Rick Goodrich, extra nach Hamburg gereist. „Wir lassen uns nicht über einen Kamm scheren mit anderen australischen Schafzüchtern. Unsere Wolle kommt von gesunden Schafen. Alles andere ist für uns ethisch nicht vertretbar, “ so der Schafzüchter Mr. Goodrich. Die amerikanische Tierschutzorganisation PETA ist führend im Kampf gegen das Mulesing. Goodrich: „Bereits vor fünf Jahren hatten wir eine Vereinbarung mit PETA, dass wir bis spätestens 2010 eine Lösung für das Mulesing Problem finden und nach Alternativen suchen. Doch PETA beschert uns mit seinem Aktionismus immer schlechtere Ertragszahlen, wovon vor allem die kleinen Schafzüchter betroffen sind. Wofür trifft man eine Vereinbarung, um sie dann nicht zu halten?“ fragt sich Goodrich, der in der Nähe von Brisbane/Australien eine Farm mit etwa 60.000 Schafen unterhält und damit zu den Großfarmern zählt. Er wendet bereits schon seit einigen Jahren kein Mulesing mehr an und hat frühzeitig nach Alternativen gesucht. „Ich schere meine Tiere zwei Mal im Jahr, besonders am Hinterteil, wo die Schafe von den Fliegen befallen werden. Das benötigt zwar mehr Arbeitsaufwand, der mir es dennoch wert ist.“
Eine weitere Alternative, um die Schafe vor dem Fliegenbefall zu schützen, ist der Einsatz von Insektiziden, was allerdings nicht ohne Konsequenzen bleibt, da die Wolle dann chemikalisch verunreinigt ist. Schafzüchter in Down Under sind empört, da sie das Gefühl haben, dass ihnen selbst bei der Suche nach Alternativen für das Mulesing kein Glauben geschenkt wird.
Quelle: Driza-Bone Activ