Innenminister Joachim Herrmann (Bayern) fordert ein Verbot von Scientology
Archivmeldung vom 01.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer gestern Abend ausgestrahlte ARD-Film "Bis nichts mehr bleibt" von Regisseur und Drehbuchautor Niki Stein (8,69 Millionen Fernsehzuschauer) hat eine neue Debatte über die umstrittene Scientology-Organisation ausgelöst.
Jetzt fordert der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (53, CSU) ein Verbot der Organisation und nennt sie "verfassungsfeindlich, menschenverachtend und gefährlich".
Herrmann zu BILD.de: "Scientology ist eine menschenverachtende Organisation, die verfassungsfeindliche Zielsetzungen verfolgt. Die Lehre der Scientologen zielt auf ein totalitäres Herrschaftssystem, in dem eine Gleichberechtigung der Menschen nicht vorgesehen ist. Dabei sollen die Besseren, Klügeren und Stärkeren über die Schwächeren herrschen. Das ist mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht zu vereinbaren."
Aus diesem Grund will der CSU-Politiker die Organisation nun verbieten lassen. "Ja, ich befürworte ein Verbot. Scientology ist gefährlich und hat in unserem Land keinen Platz", sagte Herrmann BILD.de. Allerdings gäbe es für das Verbot auf Bundesebene derzeit keine Mehrheit.
Trotzdem will Herrmann die Sekte weiter durch den Verfassungsschutz beobachten lassen. "Bis dahin ist es nur konsequent und richtig, dass wir in Deutschland Scientology durch den Verfassungsschutz beobachten lassen", so Herrmann weiter.
Der bayerische Innenminister begründet die Beobachtung der Sekte mit den verfassungsfeindlichen Tendenzen der Organisation. "Scientology will die Grundrechte der einzelnen Bürger, die in unserer Verfassung einen ganz hohen Stellenwert haben, beseitigen", sagte Herrmann BILD.de.
Die Organisation vertrete die bedingungslose Unterordnung des Einzelnen unter ein totalitäres Herrschaftssystem. "Dabei werden die persönlichen Grundrechte des Einzelnen ausgeschaltet. Das steht in einem fundamentalen Gegensatz zum Grundgesetz", so Herrmann weiter.
Scientology wurde 1954 durch den US-amerikanischen Science-Fiction-Autor Lafayette Ronald Hubbard gründet. Die erste Niederlassung in der Bundesrepublik entstand 1970. Die Organisation ist in Deutschland weder als Religion noch als Kirche anerkannt. Der Verfassungsschutz geht von 5000 bis 6000 Mitgliedern in der Bundesrepublik aus.
Quelle: BILD