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Weißer Ring warnt vor Mittelkürzungen bei Opferentschädigungen

Archivmeldung vom 14.02.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.02.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Weißer Ring (vollständige Vereinsbezeichnung in Deutschland WEISSER RING – Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V.)
Weißer Ring (vollständige Vereinsbezeichnung in Deutschland WEISSER RING – Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V.)

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Vor dem Hintergrund der im Koalitionsvertrag vereinbarten Überarbeitung des Entschädigungsrechts warnt der Opferhilfeverein Weißer Ring vor Kürzungen bei der Opferentschädigung. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer: "Es ist unmenschlich, am Opfer zu sparen." Sparpläne seien "absolut unangemessen", betonte Biwer, vor allem, da der Geltungsbereich des Gesetzes dringend ausgeweitet werden müsse. "Was wir fordern, ist die Aufnahme psychischer Taten, zum Beispiel Stalking", erklärte Biwer. Auch Wohnungseinbrüche und deren Folgen decke der Leistungskatalog nicht ab. Hier sei man sich mit dem Gesetzgeber einig, das Gesetz entsprechend zu erneuern, doch die Umsetzung sei noch nicht erfolgt. "Wir hoffen nun, dass die Gesetze möglichst schnell angepasst werden", erklärte Biwer.

Positiv nannte Biwer die nun beschlossene Anwendung einer EU-Richtlinie zum Opferschutz auch in Deutschland, denn vielen Opfern von Gewalttaten fehle es an Informationen. Die neue Regelung, die ab November auch hierzulande gelten soll, sehe "eine generelle Informationspflicht" vor. "Das ist ein Anfang", sagte die Bundesgeschäftsführerin und fügte hinzu: "Wir fordern aber, dass alle Stellen, bei denen sich ein Opfer meldet, sofort über Rechte und Pflichten aufklären." Hier fehle es an "Zusammenarbeit auf der Verwaltungsebene", kritisierte Biwer. Problematisch seien auch die mühsamen Verfahren selbst, erklärte Biwer. "Es ist hart für ein Opfer, um eine Entschädigung zu kämpfen. Viele scheuen vor dem Verfahren zurück", kritisierte sie.

Insgesamt fehle es in der Gesellschaft immer noch an Akzeptanz für die Opfer von Gewalttaten. "Mit dem Opfer beschäftigt man sich nicht so gern, weil jeder Opfer werden kann", erklärte Biwer das Problem. Kritik übte sie an der inzwischen nicht nur auf Schulhöfen gebräuchlichen Beschimpfung "Du Opfer!": Die herablassende Formulierung schaffe "eine noch höhere Hürde, sich Hilfe zu holen", warnte Biwer. "Insofern erweist sich die Gesellschaft durch diese "Du Opfer"-Sprüche keinen Gefallen. Den echten Opfern schon gar nicht, denn sie bekommen einen gesellschaftlichen Makel." Das Problem treffe insbesondere junge Männer vom Pubertätsalter bis etwa zum 30. Lebensjahr. "Diese Gruppe ist von körperlicher Gewalt massiv betroffen", sagte Biwer. Zudem sei "der Mann als Opfer immer noch ein Tabuthema".

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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