Immer mehr Tierversuche Sachsen
Archivmeldung vom 11.12.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlIn Sachsen-Anhalt werden immer mehr Tiere für Versuche genutzt, berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Montag). Die Zahl der betroffenen Tiere stieg von 59 440 im Jahr 2000 auf 72 099 im vergangenen Jahr, wie aus dem Landwirtschaftsbericht des Landes hervorgeht.
Das Agrarministerium
rechnet mit einem weiteren Anstieg. Nach Ansicht von Ulrich Fach vom
Landesverwaltungsamt liegt dies an der ständig steigenden Zahl von
Parallelversuchen mit genetisch veränderten Tieren vor allem in der
Grundlagenforschung sowie an strengeren Vorschriften. "Drei bis vier
Tiere reichten früher für eine statistische Erhebung aus, heute
müssen es zehn bis 15 sein", sagt Fach.
Über die Notwendigkeit der Experimente soll die Tierversuchs-Ethik-Kommission wachen. Diese ist jedoch nach Ansicht von Uwe Ballinger, der in diesem Gremium Mitglied war, nicht in der Lage, unnötige Versuche zu verhindern. "Vier der sechs Mitglieder sind selber Experimentatoren, so dass es keine neutralen Entscheidungen geben kann", sagt der Dessauer Tierarzt. Ethiker und Theologen fehlten ganz. Zudem sei die Kommission überfordert, wenn sie innerhalb von zwei Wochen bis zu 25 Anträge prüfen müsse. Maximal zehn Anträge seien in dieser Zeit zu schaffen. "Die Kommission ist ein Feigenblatt, tatsächlich auf Tierversuche Einfluss nehmen kann sie nicht", so Ballinger.
In Sachsen- Anhalt ist seit 2000 kein Tierversuch abgelehnt worden. Fach begründet dies damit, dass umstrittene oder nicht ausreichend begründete Versuche während der Anhörung von den Antragstellern zurückgezogen und überarbeitet werden. Davon betroffen seien "zwei bis drei Anträge pro Jahr" bei bis zu 80 genehmigungs-pflichtigen Anträgen.
Quelle: Pressemitteilung Mitteldeutsche Zeitung