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Lokführer im privaten Güterverkehr überfahren häufiger rote Signale

Archivmeldung vom 14.02.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.02.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Frank Radel / pixelio.de
Bild: Frank Radel / pixelio.de

Lokführer privater Güterverkehrsunternehmen überfahren rote Signale dreimal so häufig wie bei der Deutschen Bahn. Das ergeben Berechnungen des Bahnsicherheitsexperten Professor Jochen Trinckauf von der TU Dresden, die dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" exklusiv vorliegen. Trinckauf erklärte dazu: "Solche Zahlen sind ein Achtungszeichen und man muss die Verantwortlichen darauf hinweisen, dafür zu sorgen, dass nicht etwa unter Kostendruck an der Sicherheit gespart wird."

Ein großer Teil der Signalüberfahrungen sei dadurch zu erklären, dass Lokführer den Bremsweg falsch einschätzten. Etwa 30 Prozent der Signalüberfahrungen gingen auf Unkonzentriertheit, Müdigkeit und Schlaf zurück.

Insgesamt gab es 2009 laut Eisenbahnbundesamt 355 Haltesignalüberfahrungen. Die Zahlen sind vor dem Hintergrund des Zugunglücks von Hordorf brisant. Auch dort hatte ein Lokführer eines privaten Unternehmens ein Haltesignal überfahren. Ob Übermüdung die Ursache war, ist nicht bekannt.

Der stellvertretende Vorsitzender der Lokführergewerkschaft GdL, Sven Grünwoldt, sagte zu diesen Informationen gegenüber "Report Mainz": "Für uns sind das erschreckende Zahlen. Signalüberfahrungen sind das Schlimmste, was auf der Strecke passieren kann. Das kann man sich eigentlich nur damit erklären, dass in der Branche möglicherweise verschärfte Arbeitszeitbestimmungen herrschen und dadurch die Lokomotivführer unaufmerksamer sind."

"Report Mainz" liegen exklusiv Arbeitszeitnachweise von Lokführern privater Güterunternehmen vor, wonach über Monate hinweg regelmäßig Zeiten ohne Pause bis hin zu 22 Stunden pro Tag abgerechnet wurden. Ein Lokführer erklärte dazu gegenüber dem Politikmagazin: "Die längste Fahrt, die ich in der Aufzeichnung habe, sind 23 Stunden am Stück. Andere Fahrten waren 17 Stunden, mit drei Stunden Pause auf der Lok, das sind auch wieder 20 Stunden am Stück auf der Lok." Gesetzlich erlaubt sind in Ausnahmefällen Arbeitszeiten bis zu zwölf Stunden. Sven Grünboldt von der GdL erklärt dazu: "Für uns sind das absolut erschreckende und alarmierende Zahlen. Hier ist sofortiger Handlungsbedarf."

Gerade bei Zeitarbeitsfirmen, die Lokführer verleihen, sollen Überstunden Insidern zufolge besonders häufig auftreten. Dazu erklärte ein Lokführer gegenüber dem SWR: "Das größte Problem ist doch der Leistungsdruck, der auf diesen Kollegen lastet, Überstunden zu machen in Verbindung mit den fehlenden Kenntnissen, was die Baureihen, was die Strecken anbelangt, hier sehe ich doch ein sehr großes Gefahrenpotential."

Laut Eisenbahnbundesamt haben über 300 private Eisenbahnunternehmen eine Genehmigung, Güterverkehr auf der Schiene zu betreiben. Der Wettbewerb gilt als hart, der Kostendruck hoch.

Quelle: SWR - Das Erste

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