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Caritas-Präsident erwartet Wandel in der Kirche

Archivmeldung vom 26.10.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.10.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de
Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de

Caritas-Präsident Peter Neher sieht die katholische Kirche in Deutschland vor einem grundlegenden Wandel. In einem Interview mit der "Neue Osnabrücker Zeitung" sagte der Prälat, das Eintreten des Papstes "für eine Kirche der Armen und auch eine arme Kirche" sei eine "klare Aufgabe" und "Herausforderung". Dies gelte insbesondere vor dem Hintergrund, weil die katholische Kirche in Deutschland "eine der reichsten weltweit ist".

Auch mit Blick auf die Affäre um den Bischof Franz-Peter Tebart-van Elst sagte Neher, die Haltung des Papstes müsse Anlass sein, "das eigene Reden und Handeln der Kirche in Deutschland kritisch zu überprüfen". Franziskus mache durch seine Amtsführung, "mehr aber noch durch sein persönliches Auftreten deutlich, was das Wesen von Kirche ist", so Neher weiter. Wichtig sei "die Hinwendung zu den Menschen, und gerade zu denen, die alt, krank und ausgegrenzt und oft auch arm sind". Der Papst sei dabei ein "großes Vorbild" und "ungemein wertvoll für unsere Kirche".

Im Zuge der Limburger Affäre hatte der Caritas-Präsident die deutschen Bistümer zu größtmöglicher Transparenz aufgerufen. Sein eigenes Hilfswerk könne allerdings keine konsolidierte Bilanz vorlegen, da in ihm mehr als 10.000 zumeist rechtlich unabhängige Einrichtungen wie Altenheime und Krankenhäuser zusammengeschlossen seien. Was den Verband betreffe, so lege dieser seine Finanzen allerdings offen. Exemplarisch nannte Neher für Ende 2012 Rücklagen in Höhe von 104 Millionen Euro als noch nicht verwendete Spendengelder und Zuschüsse für die Auslandsarbeit des Deutschen Caritasverbandes sowie 14 Millionen Euro zweckgebunden für die Arbeit im Inland. Der veröffentlichte Jahresbericht der Caritas weist für das Jahr 2012 ein Gesamtvermögen inklusive Immobilien und Rückstellungen etwa für Pensionen von gut 259 Millionen Euro aus und Einnahmen von etwa 141 Millionen Euro. Knapp 52 Millionen Euro davon sind Zuschüsse des Bundes. Forderungen nach einer Reform des Verhältnisses von Kirche und Staat wies Neher zurück. Änderungsbedarf sehe er zumindest mit Blick auf soziale Dienste und soziale Arbeit nicht. "Der Staat hat für Rahmenbedingungen zu sorgen, die eine Wahrnehmung der Aufgaben auch durch private, aber ebenso werteorientierte Anbieter ermöglichen."

Der Leiter des katholischen Hilfswerks verteidigte auch das kirchliche Arbeitsrecht, das in seinem Verband für mehr als 550.000 Beschäftigte gilt. Damit seien "wir in den vergangenen Jahrzehnten als Kirche auch aus Sicht der Arbeitnehmer ganz gut gefahren". Reformbedarf herrsche allerdings beim Umgang mit geschiedenen Beschäftigten und Gemeindemitgliedern. "Wir sehen einerseits die nicht verhandelbare Wertschätzung und Bedeutung der Ehe, wissen aber andererseits, dass eine Ehe scheitern kann und sich Lebensverläufe anders als gewünscht ergeben können", sagte Neher. Erstrebenswert sei allerdings auch Glaubwürdigkeit, "indem Mitarbeiter der Caritas auch mit ihrem persönlichen Leben bezeugen sollten, wofür die Kirche steht".

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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