Waffenexperte Kekulé: Deutsche Zug-Bomben hätten kaum Schaden angerichtet
Archivmeldung vom 22.08.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlAn der Version der Terrorismusfahnder, die in deutschen Regionalzügen gefundenen Bomben hätten zu einer "unbestimmten Anzahl an Verletzten und möglicherweise Toten" führen und "Züge entgleisen" lassen können, kommen erhebliche Zweifel von Experten auf.
Der Waffenexperte
Alexander S. Kekulé schreibt in einer Analyse für den Berliner
"Tagesspiegel" (Mittwochsausgabe), die "Bomben" seien "so
dilettantisch gebaut" gewesen, "dass sie kaum größeren Schaden
anrichten konnten". Das liege zum einen am Konstruktionsprinzip der
Bombenzünder aus "außerordentlich störanfälligen" Glühbirnen-Drähten
und handelsüblichen Batterien, zum anderen am Explosivstoff
Propangas. "Ein Entzünden der außen angebrachten Benzingemische hätte
die ziemlich stabilen Propangasflaschen wohl kaum zur Explosion
gebracht", schreibt Kekule in seinem Beitrag - "sonst würden an
heißen Sommertagen auch reihenweise Grillparties in die Luft
fliegen". Selbst wenn die Zündung geklappt hätte, "hätte es in den
Waggons zwar eine gewaltige Stichflamme gegeben, eine bombenähnliche
Detonation wäre jedoch höchst wahrscheinlich ausgeblieben". Aus den
misslungenen Bahnanschlägen könne deshalb noch lange nicht
geschlossen werden, dass Deutschland bereits ins Fadenkreuz des hoch
professionellen Terrorismus nach dem Muster der al-Qaida geraten
wäre. Vielmehr sehe "alles nach einem schlecht vorbereiteten Angriff
durch Amateure aus", so Kekulé.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel