Mutmaßliche Spionagedrohnen über Bundeswehr-Standorten gesichtet
Über Einrichtungen der Bundeswehr sind kurz vor Weihnachten erneut mutmaßliche Spionagedrohnen gesichtet worden. So überflogen am 22. Dezember um kurz nach 22 Uhr drei Drohnen ein großes Munitionsdepot in Dorsten im Ruhrgebiet, berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf Polizeiberichte.
Obwohl die Polizei anrückte und Hubschrauber aufstiegen, konnten die
Drohnen nicht abgefangen werden. Die Aktion dauerte anderthalb Stunden,
wie aus den Berichten hervorgeht.
Am selben Abend tauchten
demnach mehrere Drohnen auch über dem Marinestützpunkt in Wilhelmshaven
und angrenzenden Gebieten auf. Im Polizeibericht ist von "ständig
wechselnden Flug- und Schwebebewegungen" zu lesen. Auch hier gelang es
nicht, die Hintergründe aufzuklären.
Mutmaßlich militärische
Spionagedrohnen über kritischer Infrastruktur beunruhigen die deutschen
Sicherheitsbehörden zunehmend. "Beinahe täglich" würden inzwischen
Drohnenüberflüge in Deutschland gemeldet, sagte der Grünenpolitiker
Konstantin von Notz, Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums
im Bundestag, dem "Spiegel". Oft sei von einem Spionagehintergrund
auszugehen.
Die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens
(SPD) sagte dem Nachrichtenmagazin, es gebe für die Polizei "derzeit
keine angemessenen Mittel" gegen militärische Drohnen. Die Flüge seien
offenbar "Teil der hybriden Kriegsführung, auf die wir angemessene
Antworten finden müssen". Die Politikerin forderte, die strikte Trennung
von Polizei und Bundeswehr zu überdenken, die das Grundgesetz
vorschreibt. "Wir brauchen eine Änderung für Lagen, in denen innere und
äußere Sicherheit ineinander übergehen, ohne das Trennungsgebot komplett
infrage zu stellen", so Behrens.
Wenn Drohnen in verbotenen
Luftraum eindringen, ist in der Regel die Landespolizei für die Abwehr
zuständig. Bei Bahnanlagen und 13 Flughäfen dagegen ist es die
Bundespolizei, bei militärischen Anlagen auch die Bundeswehr. Die
Bundeswehr verfügt zwar über die beste Drohnenabwehrtechnik, ist aber im
Innern bisher allenfalls zur Unterstützung einsetzbar.
Quelle: dts Nachrichtenagentur