Deutsche Schwimmsicherheit mit Nachholbedarf
Archivmeldung vom 10.09.2019
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Freigeschaltet durch André OttTraurige Tatsache in Deutschland ist, dass allein von 2000 bis heute landesweit nach offiziellen Statistiken im Durchschnitt jährlich 400 Personen ertrunken sind - insgesamt die Einwohnerzahl einer Kleinstadt.
Teilt man die Meinung der meisten Schwimmexperten, dass man jedem tödlichen Ertrinkungsfall rund 100 beinahe Ertrunkene mit oftmals schwersten gesundheitlichen Dauerfolgen hinzurechnen muss, ist seit 2000 bereits mehr als die Bevölkerung einer Großstadt wie beispielsweise Stuttgart, Düsseldorf oder Dortmund betroffen - eine erschreckende Vorstellung, die wachrütteln sollte. Zu Recht wird seit Jahren der zunehmende Verlust von Lehr- und sportgerechten Bädern durch die großen Schwimm- und Rettungsorganisationen beklagt. Medienwirksame Aufrufe, Aktionen und Bündnisse wurden gestartet, außerdem wird den vergangenen extremen Sommern eine Mitschuld zugeschrieben.
Bei kritischer Betrachtung ist jedoch auffällig, dass die Schuldigen an der Misere immer nur dort benannt werden, wo die eigene Verantwortung zu Ende ist. So wird vermisst, was in zahllosen beruflichen wie privaten Lebensbereichen als Selbstverständlichkeit gilt: Die regelmäßige Reflexion und Diskussion des eigenen Handelns, mit der Option, Schlüsse zur Verbesserung zu ziehen.
"Deutsche Schwimmorganisationen tun sich nach wie vor schwer damit, alternative Konzepte des frühkindlichen Schwimmunterrichts zur Kenntnis zu nehmen oder sich von deren Wirksamkeit überzeugen zu lassen, obwohl bewährte Methoden wie die Aquapädagogik bereits seit zwei Jahrzehnten bekannt sind", kritisiert Uwe Legahn, Präsident vom Bundesverband für Aquapädagogik. Bücher, Lehrfilme, zahlreiche Vorträge und Seminare sowie der neutrale Sicherheitstest haben - vor allem auf internationaler Bühne - bislang bewirkt, dass überzeugte Schwimmpädagogen seit Jahren frühes, sicheres und vielseitiges Schwimmen vermitteln. Der herkömmliche deutsche Schwimmunterricht ist dagegen weit davon entfernt, die wesentlichen Inhalte wie Schreckreflexumkehr, sofortige Orientierungsfähigkeit unter Wasser sowie passives Schwimmen allen Schwimmschülern als Lebensversicherungen mit auf den Weg ins nasse Element zu geben.
Angesichts der weit verbreiteten Misere des deutschen Anfangsschwimmens, vor allem jedoch im Hinblick auf die schockierenden Unfallzahlen, ist es nach Meinung des BvAP dringend erforderlich, gemeinsam nach Auswegen aus der misslichen Lage zu suchen. Aus diesem Grund sucht der 2000 gegründete Verband am 16. September im Steigenberger Airporthotel in Frankfurt am Main den Dialog mit allen relevanten Schwimmorganisationen in Deutschland, um die künftige Verhütung von Badeunfällen voranzutreiben. Mit der Aquapädagogik liegt bereits ein erwiesenermaßen bewährtes Konzept vor, um die Sicherheit im und am Wasser zu verbessern. Vertreter aus Wissenschaft, Medizin und Praxis diskutieren über die Möglichkeiten einer Optimierung der kindlichen Schwimmausbildung, um langfristig die Zahl der Badeunfälle mit tödlichen oder schweren gesundheitlichen Folgen zu reduzieren.
Quelle: Bundesverband für Aquapädagogik (ots)